Würmer im Humus lesen am liebsten im Kaffeesatz

■ Statt Ressourcen im Dualen System zu verschwenden, raten Verbraucherverbände zur Müllvermeidung und dazu, den Grünen Punkt zu ignorieren

zu verschwenden, raten Verbraucherverbände zur Müllvermeidung und dazu, den Grünen Punkt zu ignorieren

Das Duale System, verziert mit dem Grünen Punkt, gaukelt vor, Recycling sei die einzig saubere Lösung, und die Verschwendung könne weitergehen wie bisher. Schon die Wiederverwertung von Kunststoffen stellt die Betriebe vor schier unlösbare Probleme. Der Gang zum Glascontainer kann das Gewissen nicht beruhigen, denn für Glasrecycling ist ein erheblicher Energieaufwand nötig. Dabei gibt es für aufgeklärte Verbraucher schon eine Menge Möglichkeiten der konsequenten Müllvermeidung.

Mit der Hamburger Wurmkiste von Nutzmüll e.V. kann man organische Küchenabfälle zu duftendem Wurmhumus veredeln, der Topf- und Balkonpflanzen zum Aufblühen bringt. Die Würmer verarbeiten pro Woche zwei Kilo Küchenabfälle, etwa zehn Prozent bleiben als Humus übrig, 90 Prozent werden aufgefressen. Die Kiste kann auf dem Balkon, im Winter im Keller oder auf dem Dachboden stehen.

Der Startbesatz mit Humus und etwa hundert rotgeringelten Würmern (Eisenia foetida) nimmt bei vorschriftsmäßiger Fütterung bald seine geregelte Arbeit auf. Besonders gerne mögen die Würmer Kaffeesatz und Filtertüten. Der Kiste entströmt ein milder, waldbodenähnlicher Geruch. Die Stadtreinigung unterstützt bis Jahresende Anlagen zur Eigenkompostierung für Hausgemeinschaften mit 25 Mark pro Haushalt, wenn die An-

1lage im Garten oder Hof steht.

Trotz Dosenflut und Einwegpullen — der Trend geht zu Mehrweggefäßen. Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale rät zur Wahl von Mehrweg- statt Einwegflaschen, und wenn es eine Konserve sein muß, zum Glas. Pfandflaschen gibt es inzwischen nicht nur für Saft und Wasser, sondern auch für

1Wein und Joghurt. Bis zu 60 Mal kann eine Mehrwegflasche wiederbefüllt werden. Milchflaschen erreichen bisher niedrigere Umlaufzahlen. Sie sollten wie Joghurtgläser vor der Rückgabe gespült werden, da sonst für ihre Reinigung starke Laugen benötigt werden. Der Umwelt entsteht aber kein Gewinn, wenn Milchpfandflaschen durch die ganze Republik zu den Molkereien zurückgekarrt werden müssen.

Eine Alternative ist „Die stählerne Kuh“, die man in manchen Supermärkten „melken“ kann. Der Kunde ersteht eine Flasche und zapft sich seine Milch selber. Über Staus am Zapfhahn liegen noch keine Meldungen vor. Wo immer es möglich ist, sollten die Verbraucher Zapf- oder Mehrwegsysteme auch für flüssiges Wasch- und Putzmittel nutzen, wie sie zum Beispiel in vielen Bioläden stehen. Heidrun Geffert vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) empfiehlt auch den Body Shop, wo es Duschgel und Haarshampoo zum Nachfüllen gibt. Auf dem Wochenmarkt kann man viele Dinge des täglichen

1Lebens lose und frisch einkaufen, also: nicht nur Taschen, sondern auch die Verpackung mitbringen.

Wer allerdings im Supermarkt sein eigenes Tupperschälchen über die Theke reicht, wird möglicherweise nicht bedient — angeblich aus Gründen der Hygiene, sogar von Salmonellengefahr ist die Rede (siehe taz vom 20.1.1993). Hier kann der Kunde nur mit List, Charme und Überredungskunst zum Ziel gelangen.

Auch Heidrun Geffert weiß: Wer sich in „seinem“ Supermarkt ärgert, zum Beispiel über den Hindernisparcours für Pfandflaschen, sollte seinen Marktleiter ansprechen. Der Grüne Punkt ist für den BUND ein System fortgesetzter Verschwendung, er fordert den Boykott der gelben Müllsäcke. Damit die „Sammelquoten“, durch die der Handel im Dualen System von der Rücknahme sämtlicher Verpackungen (außer der „Umverpackungen“) befreit wird, nicht erfüllt werden, ruft der BUND sogar zum Boykott von Glas- und Papiercontainern auf. Gaby Werner