: Müllschieber stolpert
■ Ein CSU-Kreisrat und Transportunternehmer trieb seine eigenen Müllgeschäfte/ Jetzt wird ihm die Lizenz entzogen
Memmingen (taz) – Jahrelang schien der CSU-Kreisrat und Transportunternehmer Ludwig Gaum aus Benningen bei Memmingen mit seinem Müll treiben zu dürfen, was er wollte. Immer wieder war der rührige Politiker, der im Umweltausschuß des Unterallgäuer Kreistages sitzt, wegen illegaler Müllablagerungen und des Betriebs einer nicht genehmigten Müllsortieranlage ins Gerede gekommen.
Aber Ludwig Gaum hatte immer Freunde zur Hand. Zum Beispiel den Landrat Hermann Haisch, der gern auch auf der Hazienda von Burkhart Grob Urlaub gemacht hat. Oder eben auch in Bad Griesbach mit dem Ludwig Baum, der sich etwas undeutlich so daran erinnert: „Wir waren jedes Jahr da, und da fahren viele Memminger hin...“
Es könnte ihm nun doch nichts mehr nützen. Dem Müllunternehmer droht jetzt der Lizenzentzug – „unvermeidlich“ findet das zum Beispiel sogar der Regierungsdirektor Jörg Schröder, der „Konsequenzen im Landratsamt von Mindelheim“ voraussieht. Ob da auch noch ein Freund von Ludwig Gaum sitzt?
Er hätte ihn schon nötig. Nachdem der Betreiber der Memminger Gewerbemüllsortieranlage die Staatsanwaltschaft davon unterrichtete, daß Gaum auf einer seit zehn Jahren stillgelegten Bauschuttdeponie nach wie vor Haus- und Gewerbemüll sowie Bauschutt verbuddelt, wurde der Staatsanwalt tätig. Auf seine Anweisung hin wurde die Deponie aufgebaggert und ein Gutachten in Auftrag gegeben.
Dieses Gutachten liegt auch der taz vor. Darin heißt es, Sickerwasserproben hätten ergeben, daß nicht nur Bauschutt, sondern auch Hausmüll und Industrieabfälle eingelagert wurden. Genau das hatte Ludwig Gaum im November noch ausdrücklich bestritten.
„Nach dem gegenwärtig vorliegenden Erkenntnisstand ist von einer Verunreinigung des Grundwassers auszugehen“, urteilt das Institut für Materialprüfung. Die Deponie liegt im Grund- und Trinkwassereinzugsbereich der Stadt Memmingen. Weitere Untersuchungen sind eingeleitet. Die Gemeinde Benningen hat vorsorglich ihre eigene Trinkwasserversorgung stillgelegt und bezieht ihr Wasser lieber aus den Memminger Wasserwerken.
Zu gegebener Zeit, so hieß es gestern im Landratsamt, werde man sich mit einer Presseerklärung dazu äußern, ob der Firma Gaum nun doch die Geschäftslizenz entzogen wird. Ein folgenschwerer Entscheid, der wohl in Kürze der Firma Gaum ins Haus flattern wird. Ob da die Freunde noch mal helfen können, ist plötzlich mehr als ungewiß geworden. Klaus Wittmann
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