: Warum nicht Notruf 112?
■ Bei einem Feuer auf der Sietas-Werft kamen zwei Arbeiter ums Leben
kamen zwei Arbeiter ums Leben
Zwei Arbeiter der Sietas-Werft in Finkenwerder sind gestern morgen bei einem Feuer im Bug eines Container-Schiffs ums Leben gekommen. Hamburgs Feuerwehr beschäftigt derzeit die Frage, weshalb es so lange dauerte, bis der Notruf eintraf. Sprecher Herbert Martens: „Der Meldeweg ist nicht akurat eingehalten worden.“
Der 25jährige Werftarbeiter Thorsten B. und sein 33 Jahre alter türkischer Kollege Mirza A. waren am Morgen in eine Luke des 180 Meter langen Schiffsneubaus geklettert, um im Bugstrahlraum E-Verteilerkästen anzubringen. Nach Polizeiermittlungen führten durch diesen Raum ein E-Schweißkabel sowie Schläuche mit Acetylen und Sauerstoff für das Brenngeschirr. Nach bisherigem Erkenntnisstand muß sich Sauerstoff in der Arbeitskleidung der beiden Sietas-Männer abgelagert haben, der sich gegen 8.30 Uhr durch einen Schweißfunken schlagartig entzündet hatte. Polizeisprecher Mike Wenig: „Die sind regelrecht abgefackelt worden.“
Kollegen bemerkten den Unfall erst, als eine Stichflamme aus einer Vorschiff-Luke schlug. Die Betriebsfeuerwehr versuchte zunächst allein, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen. Doch es gelang ihr mangels Sauerstoffgeräte nicht, zu den Opfern vorzudringen. Die Hamburger Feuerwehr wurde erst um 8.52 Uhr über die Stader Feuerwehrzentrale vom Brand informiert, weil die Sietas-Werft dort einen Rettungshubschrauber angefordert hatte. Als sich der Lagedienst der Hamburger Feuerwehr über die Ereignisse informieren wollte, dauerte es nochmals geschlagene acht Minuten, bis sie einen Verantwortlichen ans Telefon bekam. Als Feuerwehr und Not-
1arztwagen eintrafen, herrschte im Vorschiff noch immer starke Verqualmung.
Mit Atemschutzgeräten gelang es den staatlichen Löschern jedoch, zu den beiden Eingeschlossenen vorzudringen. Es kam aber jede Hilfe zu spät. Thorsten B. und Mirza A., der Frau und vier Kindern hinterläßt, waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Bei Feuerwehrsprecher Herbert Martens hat der „seltsame Meldeweg“ Erstaunen ausgelöst: „Wenn die 112 angerufen hätten, wären die automatisch bei uns gelandet.“ Kai von Appen
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