: Brand in Kunststoffabrik
■ Grüne fordern Untersuchung der Emissionen und Ausstieg aus PVC-Produktion
Feuerwehrleute in Bergen geschmolzenen PlastiksFoto: Wolfram Steinberg
Bei einem Brand in einem Gewerbegebiet in Achim sind in der Nacht zum Dienstag giftige Gase freigesetzt worden. Nach Angaben der Feuerwehr war das Feuer gegen Mitternacht in der Halle eines kunststoffverarbeitenden Betriebs ausgebrochen, in dem kurz zuvor noch gearbeitet worden war. Die Polizei warnte die Bevölkerung mit Lautsprecher-und Rundfunkdurchsagen. Insgesamt waren 110 Wehrmänner aus dem Umland und Bremen im Einsatz. Die Ermittlungen über die Brandursache dauern noch an. Die Schadenshöhe wird auf rund drei Millionen Mark geschätzt.
Arbeiter eines benachbarten Betriebes waren durch das Knallen von brennenden Behältern auf das Feuer aufmerksam geworden. Nach Angaben des Achimer Stadtbrandmeisters Axel Köster wurden insgesamt 40 Tonnen Polyäthylen und PVC verbrannt. Der Betrieb stellt Kabel und Plastikrohre her. Er lagerte auch Recyclingmaterial. Die Wehrleute mußten wegen des stechenden Geruchs am Brandort mit Atemschutzgeräten vorgehen. Experten der Bremer Feuerwehr stellten im Umkreis von bis zu 100 Metern eine sehr hohe Schadstoffkonzentration von Chlor und Salzsäure fest. Regen und Wind verhinderten jedoch eine weitere Ausbreitung, so daß für die Bevölkerung am frühen Morgen Entwarnung gegeben wurde.
Die Grünen in Niedersachsen haben angesichts des Brandes ihre Forderung auf endgültigen Ausstieg aus der PVC-Produktion erneuert. „Nach drei Bränden in kürzester Zeit hat sich endgültig gezeigt, daß die Gefahren der Produktion und Lagerung nicht zu verantworten sind“, sagte Gila Altmann, Sprecherin des Landesvorstandes. Sie forderte eine genaue Untersuchung der freigesetzten Emissionen. Die BürgerInnen müßten rasch und rückhaltlos über die Ergebnisse informiert werden. Es wird befürchtet, daß das Löschwasser kontaminiert wurde und ins Grundwasser sickerte.
Die Umweltstiftung World Wide Fund (WWF) forderte ein Programm zum schrittweisen Ausstieg aus der PVC-Produktion. Ein Sprecher verwies auf zahlreiche spektakuläre Brände, bei denen es in der Vergangenheit regelmäßig zu erhöhten Dioxinbelastungen gekommen sei. Notwendig seien ein Verbot von PVC-Verpackungen, Cadmium-und Bleizusätzen sowie Anwendungsbeschränkungen im Baubereich. Problematisch sei auch die Belastung des Hausmülls mit PVC, das bei der Müllverbrennung zu starken Dioxinkonzentrationen führe. Die Neutralisierung der entstehenden Salzsäure verursache erhebliche Kosten, die auf die Bürger abgewälzt würden. taz/dpa
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