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Blut im Ausländeramt

■ Anschlag auf Büro in der Pfalzburger Straße

Unbekannte Täter haben gestern morgen 10 Liter Blut in einem Büro des Ausländeramtes ausgekippt. Nach Darstellung der Polizei sei zur Öffnungszeit gegen acht Uhr morgens eine Gruppe von 20 Vermummten vor dem Amt versammelt gewesen, von denen drei in ein Büro gelangt seien und dort das Blut über Mobiliar und Akten ausgekippt hätten. Die Täter konnten unerkannt entkommen.

Am Tatort hinterließen sie ein Flugblatt, auf dem sie ihre Aktion rechtfertigten. Sie wollten damit gegen „versehentliche Abschiebungen“ von Kurden und gegen willkürliche Entscheidungen der Ausländerbehörde in der Abschiebepraxis protestieren. Die Aktion richtete sich gezielt gegen einen Mitarbeiter des Ausländeramtes. In dem Flugblatt heißt es wörtlich: „Das Blut klebt nicht nur an seinem Arbeitsplatz und seiner Verantwortlichkeit, sondern ebenso an den zahlreichen Entscheidungsorten der Mitverantwortlichen und Mittäter.“

Innensenator Friedrich van Nispen verurteilte den Anschlag. „Versehentliche Abschiebungen“ und Willkürakte habe es in seinem Ressort nicht gegeben. Bei der Abschiebung des Kurden Y. in der letzten Woche habe es allerdings eine bedauerliche Panne gegeben. Der Bescheid des Verwaltungsgerichtes, daß Y. Beschwerde gegen seine Abschiebung eingereicht habe, sei bei der Ausländerbehörde nicht angekommen. „Wir werden das künftig so organisieren, daß diese Pannen nicht mehr passieren können“, kündigte van Nispen an. Mittlerweile bemüht man sich im Innenressort über diplomatische Wege um Y.'s Rückführung.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Martin Thomas, verurteilte den Anschlag. „Er ist schädlich für alle, die sich um eine liberale Abschiebepraxis bemühen“, sei in der Öffentlichkeit „nicht vermittelbar“ und gefährde Toleranz und Humanität in der Debatte. Ralf Borttscheller (CDU): „Diesen Leuten geht es nur darum, illegalen Asylbewerbern den ungehemmten Drogenhandel in Bremen zu ermöglichen“. mad

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