piwik no script img

Männerkrieg-betr.: "Der Balkan - das sind wir" von Reiner Ansen, taz vom 8.2.93

Betr.: „,Der Balkan‘ – das sind wir“ von Reiner Ansén,

taz vom 8.2.93

So etwas wie unsere Urgeschichte sei es, die uns mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien einholt, ein Krieg des Blutes. Ist es das, was ein Mann in diesem Krieg sieht, der mit seinen systematischen Vergewaltigungen zeigt, daß er auch ein Krieg von Männern gegen Frauen ist? Warum schweigt Ansén genau darüber, wenn er ausgerechnet das Schweigen (wessen Schweigen) über diesen Krieg anprangert?

Ein Teil dieses Krieges ist auch hier, da hat er Recht; wenn ich mir in der U-Bahn die Männer anseh', überlege, welcher von ihnen denn auch vergewaltigen könnte, wenn er das Kommando dazu hätte, die kollektive Erlaubnis seiner Gruppe – dann sind es erschreckend viele. Jeden Tag in der U-Bahn, am Kiosk: schreiend orange gefärbte Titelbilder, Frauen inszeniert als sexuell zu benutzendes Objekt, öffentlich ausgestellt – für Kinder, Männer, für alle sichtbar – für Frauen immer die Warnung, schau her, genau so wollen wir dich, wenn nicht freiwillig, dann mit Gewalt. Jeden Tag diese Dosis Demütigung für Frauen, jeden Tag diese Dosis Ermutigung, Bestätigung für Männer.

Wenn Männer behaupten, daß in dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien die Selbstrepräsentation der Europäer zum Ausdruck kommt, dann doch bitte ein Blick auf das Geschlechterverhältnis und kein Verweis auf Urgeschichte oder Krieg des Blutes. Helga Satzinger, Berlin

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen