: Lehrer wissen: Acht ist nicht gleich neun
„Bürgermeister bleibe — oder werde — hart!“ Mit diesen Worten hat der Deutsche Lehrerverband Hamburg gestern vor einer Streichung des 13. Schuljahres gewarnt. Es sei eine Illusion zu glauben, man könne in der Schule dasselbe einfach schneller in acht statt in neun Jahren erreichen, heißt es in einer Pressemitteilung von gestern. Eine Erhöhung der Wochenstundenzahl für die Schüler sei bei sinkender Wochenarbeitszeit der Eltern kaum denkbar. Gerade für Hamburg, so DL-Sprecher Reinhard Behrens, hätte die Abschaffung des 13. Schuljahres verheerende Folgen. In den Gymnasien würden auf Jahre hin keine Lehrer mehr eingestellt, die Kollegien vollends vergreisen. Überdies hätten Hamburgs Schüler wegen der niedrigen Stundentafel faktisch zwölf Schuljahre.
Der DL-Hamburg unterstütze in dieser Frage die Schulsenatorin Rosemarie Raab, die sich ausdrücklich gegen eine Schulzeitverkürzung ausgesprochen hat. Bürgermeister Henning Voscherau solle in dieser Frage auf die hören, die die Schulen wirklich kennen. Der DL will beim Bürgermeister vorsprechen — möglichst gemeinsam mit der GEW, um noch vor der nächsten Sitzung der Ministerpräsidenten die Argumente vortragen zu können. Der Hamburger Landesverband der GEW hatte bereits vor anderthalb Jahren seine entschiedene Ablehnung bekundet.
Die Konferenz der Bundesminister hatte bei ihrer Solidarpakt-Diskussion am Wochenende die Streichung des 13. Schuljahres angedacht, eine Maßnahme, die bundesweit 15000 Lehrerstellen entbehrlich machen würde. Die Länderfinanzminister votierten mit Ausnahme von Hamburgs Finanzsenator Wolfgang Curilla bereits dafür. Die Idee ist nicht neu und wird seit der Wiedervereinigung verstärkt diskutiert, weil die Schüler in den neuen Bundesländern mit Ausnahme von Brandenburg nur 12 Jahre bis zum Abitur brauchen. kaj
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