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Roland pauschal

■ Hansestadt-Tourismus für Wochenendfahrer

Roland pauschal

Hansestadt-Tourismus für Wochenendfahrer

Der New-Yorker war noch nie auf dem Dach des Empire State Buildings oder in der Freiheitsstatue, die Pariserin noch nie auf dem Eiffelturm — und es gibt genug BremerInnen, die in ihrem Leben noch nie einen Fuß in den Bleikeller gesetzt haben. Andersrum sind das aber genau die Orte, die das Bild prägen, die TouristInnen von der Stadt haben. Bloß wie kommt die Bremen-TouristIn an die Stätten der Stadt zum Sichdranerinnern? Per Kurztrip?

„Pauschalangebote 1993 für Kurzurlauber und Wochenendbesucher“ heißt eine neue Broschüre der Bremen-Werbung und des Verkehrsvereins. Eine ganze Reihe Bremer Hotels haben sich ins Zeug gelegt und Wochenendprogramme ausgearbeitet: Die Angebote beginnen bei 75 Mark pro Person im Doppelzimmer für eine Übernachtung, und enden bei einem Pauschalangebot für das ganze Wochenende von 410 Mark. Immerhin bekommt man für 410 Mark ein „Golden-Crown-Club-Wochenende für Genießer“: Zwei first-class-Übernachtungen, zwei a la carte-Frühstücke und ein Fünf-Gang-Menu und freier Eintritt ins tropische Fitness-Paradies, doch wo bleibt Bremen? Dazu ist den Managern vom Hotel zur Post nicht so ganz viel eingefallen. Das Hotel liegt zentral, „nahe der historischen innenstadt“ — das muß ja wohl reichen.

Kaum anders das Angebot der unteren Preislage. Was versteht das Garden-Hotel unter einem „Bremer Wochenende"? „Individuelle Programmgestaltung nach Ihren Wünschen und Ihrer verfügbaren Zeit“, heißt: Machen Sie doch was Sie wollen! Aber: „Wir sind Ihnen gern behilflich mit Tips und Empfehlungen.“ Und einem Plan von der Innenstadt. Nett irgendwie, aber ziemlich einfallslos.

Ganz viel Mühe haben sich die Bremer Hiotels nicht gemacht. Das Maritim zum Beispiel bietet für 341 Mark im Doppel- und 421 Mark im Einzelzimmer zwar zweimal Heia, zweimal Frühstück und zweimal Abendessen, aber unter der Überschrift „Kulturwochenende“ dann das: „Besuch der Galerien im Künstlerdord Worpswede (Transfer nicht inkl.)“. Ausstellungen, Theater, Konzert - alles wird so unverbindlich vorgeschlagen, wie jede x-beliebige BremerIn das auch könnte. Daß es eine Innenstadt, den Ratskeller, den Roland und das ein oder andere kulturelle Vergnügen in der Stadt gibt, das ahnte die Bremen-TouristIn wahrscheinlich auch schon vorher. Warum man das in einen eigenen Prospekt schreiben muß, das bleibt doch im Dunkeln. J.G.

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