: Rollbahn-News aus Fuhlsbüttel
Flughafendirektor stellt neuen Flugplan vor und begrüßt das ■ »mäßige Wachstum«
Als „stabil und solide“ bezeichnete Flughafendirektor Richard Schleicher gestern auf einer Pressekonferenz das Angebot des Sommerflugplans 1993 für Hamburg- Fuhlsbüttel. Pünktlich zur Zeitumstellung am 28. März soll er in Kraft treten.
Der Flughafen feilt an seinem ökologischen Image. Nicht nur, daß den Medienleuten statt eines Modellflugzeugs eine Energie-Sparlampe als Präsent überreicht wurde, Schleicher ist auch gar nicht mal so traurig, daß die Zahl der Flugbewegungen in Fuhlsbüttel nahezu stagniert. Ein „mäßiges Wachstum“ sei gut, meinte er. Im vergangenen Jahr sind die Starts und Landungen im Vergleich zu 1991 nur unwesentlich um 1,6 Prozent auf 143000 gestiegen. Im innerdeutschen Flugverkehr wird es in der kommenden Sommersaison von Hamburg aus sogar weniger wöchentliche Starts geben (490 statt 493).
Dafür gibt es zweierlei Gründe: Die Lufthansa wird in Spitzenzeiten größere Flugzeuge einsetzen und halbvolle Flieger gar nicht erst losschicken. Allein dadurch schon wird der Flugplan ausgedünnt. Zum anderen werden wöchentlich insgesamt elf Flüge nach Frankfurt gestrichen, weil diese vor allem Zubringerdienste für internationale Ziele leisten. Statt dessen werden von einigen Fluggesellschaften neue Ziele nonstop angeflogen: Venedig, Rom, Salzburg, Tallin (Estland), Riga, Turku (Finnland), Brüssel und Izmir.
Traurig ist der Flughafendirektor allerdings darüber, daß in den USA einzig Atlanta im Bundesstaat Georgia nonstop ab Hamburg angeflogen wird. Nach New York gibt es dagegen nur noch Direktflüge mit einem Zwischenstop. Schleicher appellierte deshalb an die Fluggesellschaften: „Auch wenn wir wissen, wie hart der Konkurrenzkampf auf den Nordatlantik-Routen ist, so hoffen wir doch, daß eine der mit uns verbundenen Airlines die Chance sieht, die sich für diese wichtige Verbindung Hamburg- New York jetzt bietet.“
Keine Sorgen macht sich Schleicher um den Charterbereich. Für das laufende Jahr rechnet er im Ferienfluggeschäft mit der größten Zuwachsrate bei den Passagieren. Der Trend, so Schleicher, gehe ganz offensichtlich weg von der Straße zum Flugzeug. Die Verkehrssituation mit unzähligen Staus und die Fahrtkosten würden viele veranlassen, auf das Flugzeug um-
1zusteigen. Nach jahrelangen Bemühungen hofft Schleicher, nun endlich den siebenmillionsten Fluggast feiern zu können. Im vergangenen Jahr wurde diese Marke mit 6,93 Millionen Passagieren nur knapp verfehlt.
Schon jetzt ist Schleicher stolz darauf, daß inzwischen 86,1 Prozent aller Hamburg anfliegenden Flugzeuge zu den „modernsten leisen Jets“ gehören. Die ganz lauten „Donnerböcke“ seien mit lediglich 22 Starts im Gesamtjahr 1992 kurz vor dem völligen Verschwinden. Gleichwohl kann er nachvollziehen, daß die Flughafenanwohner das etwas anders sehen.
Norbert Müller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen