: Lokalkoloratur: Maria Jepsen
LOKALKOLORATUR
Manch einer geht mit der Zeit, und manch eine kommt da nicht mehr mit. Zum Beispiel die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, die offenbar von zeitgemäßem Seelen-Marketing keinen blassen Schimmer hat. Oder wie sonst ist ihre verzagt-ratlose Aussage zu deuten, die sie epd anvertraute: „Billy Graham ist mir fremd geblieben — ich habe mehr Fragezeichen als vorher.“ Soll wohl heißen, daß die Bischöfin mit der fünftägigen Evangelisations-Fete in der Essener Gruga-Halle nichts am Hut hat. Und dabei war diese Satelliten-Propaganda-Sause doch nun wirklich etwas, auf das Herz und Seele unserer Medien-Menschen schon lange gewartet haben: In 55 Länder in Europa und Nordafrika wurde der Budenzauber übertragen, allein in Hamburg haben fast 22000 dem ultimativen Billy Graham gelauscht. Und wer sich immer noch nicht überzeugen ließ: Demnächst soll, so wird geraunt, Billy auch in Norddeutschland höchstpersönlich auf Seelenfang gehen, irgendwo im Bermuda-Dreieck zwischen Rellingen, Ellerbek und Thesdorf. Vielleicht ist das aber auch nur ein Double. Wahrscheinlich ist das sowieso egal. epd/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen