: Unterm Strich
„Home Invasion“, die neue LP von Ice-T, kommt nun dieser Tage in die Läden, nachdem es über Wochen hinweg so aussah, als würde überhaupt kein Major Label die Platte überhaupt veröffentlichen wollen. Der Vertrag mit Warner Bros. war in letzter Minute geplatzt, nachdem Firma und Künstler sich über einige strittige Fragen hinsichtlich der Texte und der Cover- Art nicht einigen konnten. Das Cover zeigt einen weißen Jungen, der sich via Kopfhörer und Buch mit schwarzer Kultur beschäftigt, während im Hintergrund irgendwelche Sex, Crime & Violence-Geschichten ablaufen. Ist das Agitation? Sind die Family Values abermals in Gefahr? Ice-T jedenfalls spielt ersten Hörproben zufolge schwer mit dem Böse-Buben- Image. „Home Invasion“ erscheint übrigens bei Virgin, mehr demnächst.
Nach „Helfen statt hauen“, „Arsch huh – Zäng ussenander“ und anderen als Konzert getarnten Großdemonstrationen in den alten Bundesländern ist nun auch der Osten mit von der Partie: morgen findet in Leipzig das große „Gewalt ätzt“-Festival statt. Das Goodwill-Aufgebot reicht von der (wiederauferstandenen) Renft Combo über Keimzeit, Konstantin Wecker und Heinz Rudolf Kunze bis hin zu (mal wieder) BAP, die auch noch das Finale bestreiten dürfen. Das eigentlich Beeindruckende an der Sache ist allerdings der Ablaufplan: minutiös, um nicht zu sagen pingelig, wird die interessierte Öffentlichkeit über Zeiten und Abläufe informiert. 18.10 Uhr etwa treten die Zöllner auf, 18.22 Uhr dann die Zöllner zusammen mit Angelika Weiz, ab 18.30 Uhr gibt es ein „Change Over/Talk“ (meint wohl so eine Art Abmoderation), damit die Bühne ab 18.32 Uhr wieder für die Band „Die Art“ frei ist. Es ist ein wenig wie früher in der DDR: Kaffee für 1,37 DM, da weiß man, was man hat, bloß: ob's auch dem Geist des Ganzen, der humanistisch-menschenfreundlichen Grundaussage entgegenkommt? Mit Analität gegen Nazis?
Wer an einer Butterfahrt nach Moskau Interesse verspüren sollte, hat heute die letzte Chance, sich da dranzuhängen. Start ist am 18.5. ab Düsseldorf, aber auch in Berlin ist einen Tag später noch der Zustieg möglich. Das Programm sieht einen Besuch des Lenin-Mausoleums, einen gemeinsamen Besuch des Schwarzmarkts sowie ein „Zwei-Nationen-Fußballturnier auf dem Roten Platz“ vor, bei dem die Butterfahrer gegen die Gastfamilien-Papas antreten werden/dürfen/sollen/müssen. Ausgedacht hat sich das Ganze die bislang eher nicht so bekannte (eigenen Angaben zufolge) „Phunk-Wave-Band“ Bazooka Cain, und auch in diesem Fall klaffen humanistisch- völkerverständigungswilliges Grundinteresse und ein gewisses Promotion-Anliegen ein wenig auseinander. Wer trotzdem dringend mitmischen will, telefoniere mit den Ministers for Eigenwerbung und Bauernschläue unter der Nummer 0221/322103.
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