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Jedenfalls gut gemeint

■ In Hannover zeigen Geschäfte Videos gegen Ausländerfeindlichkeit

„Ausländer machen das Leben bunter“, heißt es derzeit in über 20 Geschäften in Hannover. In einer bundesweit wohl einmaligen Aktion sind seit zwei Wochen Videofilme gegen Ausländerfeindlichkeit zu sehen: Beim Friseur, in Kaufhäusern, Geschäften oder Baumärkten. In Eigeninitiative produzierten Studenten des an die Hochschule für Musik und Theater angegliederten Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover den achtminütigen Film „Meinungscontainer“.

Im Februar waren 111 Deutsche und Ausländer in Hannovers Fußgängerzone vor laufender Kamera nach ihrer Meinung gefragt worden. 16 Interviewte kommen nun zu Wort. „Wir geben den Ausländern gar keine Gelegegenheit, hier warm zu werden“, kritisiert eine Frau — doch kaum jemand hört zu. Nur gelegentlich bleiben Kunden vor dem Videogerät stehen. Bei „Brinkmann“ interessieren sich die Menschen mehr für Stereoanlagen und Haushaltsgeräte als für ausländerfreundliche Meinungen von Mitbürgern auf dem Bildschirm.

Die Resonanz der Geschäftsinhaber auf das Anliegen, den Film abzuspielen, sei „insgesamt positiv“ gewesen, auch wenn man sich bei einigen erst „den Mund fusselig“ reden mußte, erzählt die 27 Jahre alte Mitorganisatorin Anne Winterling. Aus technischen oder organisatorischen Gründen wollten sich einige Geschäftsleute nicht an der Aktion beteiligen. Andere hätten sich auch nicht „politisch äußern“ wollen.

Bedenken vor Überreaktionen ausländerfeindlicher Gruppierungen hatte Willi Thies von „Brinkmann“. Der Videofilm läuft im Technikhaus aber trotzdem von morgens bis abends nonstop — neben dem Informationsstand im Eingangsbereich statt im Schaufenster, um keine anonymen Reaktionen wie Scheibeneinwerfen zu provozieren. Den Film findet Thies „in Ordnung“, auch wenn er seiner Meinung nach etwas „peppiger und reißerischer“ hätte sein können, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Tanja Suhr / dpa

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