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Unterm Strich

Wir hätten ihn nicht hergeben sollen, unseren Arnold Schwarzenegger, den sie jetzt drüben zärtlich Arnie nennen, denn: Völlig glücksbesoffen von seinem eigenen Film Kindergarden Cop hat er jetzt Trainingsprogramme für unsere Kleinen entwickelt. Wo deutsche Kids schlapp in der Schaukel hängen, können die Blagen drüben durch „Arnold's Fitness for Kids, A Guide to Health, Exercise and Nutrition“ oder „The Fitness Express“, ein Pfideo, Muckis aufbauen und sich zu potentiellen Terminators mausern. Seit drei Jahren schon ist Arnold, wie die USA Today vermeldet, auf einem Kreuzzug für Kinderfitneß. Ausprobieren tut er die Stahltouren zunächst dankenswerterweise an seinem eigenen Nachwuchs Katherine (3) und Christina (20 Monate). Wenn Sie jetzt demnächst also Ihrem Neugeborenen den Zeigefinger hinhalten, damit er sein kleines Händchen drum wickelt, rufen Sie laut: „Und eins und eins und eins und eins“, und wenn der Kleine dann nicht ein paar ordentliche Klimmzüge hinkriegt, dann wissen Sie, was zu tun ist. Probate Mittel der Disziplinierung sind a) Sonntagsdienste bei der linksalternativen Tageszeitung, b) Essen einer Gemüseschnitte vom taz-Gemüsehändler und c) eine Nacht in der Oswald-Kolle-Oase derselben Tageszeitung in der Berliner Kochstraße. Sie werden sehen, schon die Andeutung einer jener wahrhaft drakonischen Maßnahmen wird das kleine Hascherl zu sportlichen Höchstleistungen anspornen.

Zu vermelden ist weiterhin, daß der Sonntagsdienst sich heute zusätzlich dadurch auszeichnet, daß so gar keine Heizung an ist, und daß deshalb die kleinen Zehen bläulich garstig abstehen („sind so kleine Zehen!“). Weit und breit kein Kollege da, dem man das zum Vorwurf machen oder den man deswegen anmuffeln könnte. Vom Zustand der eisig hervorragenden Nase, an der sich stets ein paar unschöne Tröpfchen zu Zapfen verfestigen, wollen wir Ihnen jetzt hier gar nichts weiter sagen. Nur daß es nachher nicht wieder heißt, es hätte keiner was gewußt.

Wie immer vorbildhaft ist die Neue Welt auch in bezug auf eine mediale Neuerung. Jede Fernsehstation, die etwas auf sich hält, besitzt eine Fragesendung, in der die Konsumenten alles, aber auch alles fragen können, was ihnen in den Schädel kommt. Also zum Beispiel: How do they make those Hostess Twinkies stay fresh for years and years?Sehr gute Frage! Antwort: Die leckeren Dinger, Junk food konsumiert von 500 Millionen Amerikanern, halten gar nicht so lang: Sieben Tage nur, dann kommen sie ins Sonderangebot und nach vierzehn Tagen in den Müll. Joel Achenbach von der Washington Post gibt uns aber zu verstehen, daß das meistnachgefragte Thema Sex ist, zitiert allerdings keine Frage. Aber wir können's uns denken. Ei Pfaff, was ist das lange Ding, das unter eurer Kutten hing? Wie kann ich mein Kind schon im Mutterleib trainieren?

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