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Soundcheck: Special Beat / Baden Powell

SOUNDCHECK

Heute abend: Special Beat. Das Ska-Revival setzt sich fort, nach England ist nun auch das Land hinter dem großen Teich infiziert. Nicht ganz unschuldig daran: Special Beat, Saurier der Ska-Ära, die man vor einer Dekade eigentlich auf dem Höhepunkt wähnte, beakkern jetzt die Bühne der Markthalle, auf der kürzlich The Selecter Überzeugendes darboten. Special Beat, das ist ein Konglomerat von The Specials a.k.a. (drei der Original-Besetzung) und von The Beat (Sänger Ranking Roger), das die alten Hits intoniert.

Eine Live-Veröffentlichung gibt einen Vorgeschmack, auf das, was der Freund der schwarz-weißen Symbolistik erwarten darf. Doch auch mit neuem Material ist zu rechnen. Die Aufnahmen dazu sind bereits im Kasten, es wird nur noch nach der passenden Plattenfirma Ausschau gehalten. „Tanzen“ ist das Schlagwort des Abends, Rudeboys und -girls und alle, die sonst enormen Bewegungsdrang verspüren, werden am Sonntag das Parkett der Markthalle bevölkern und die Kreppsohlen zum schmelzen bringen. Andreas Hoffmann

Markthalle, 21 Uhr

Morgen abend: Baden Powell. Sein Vater, der brasilianische Geiger Lino de Aquino, bewunderte den Gründer des Pfadfindertums, deshalb taufte er seinen Sohn auf den Vornamen Baden Powell. Schon als Dreizehnjähriger feierte Baden Powell Soloauftritte mit seiner Gitarre und mit 18 Jahren begann seine Karriere. Es war die Blütezeit des Samba, dieser auch heute noch so ungebrochen beliebten Musik aus afrikanischen und traditionellen brasilianischen Elementen. In den sechziger Jahren arbeitete Baden Powell mit Vincius de Moraes zusammen, dem Dichter des Orfeo Negro.

Er läßt sich von Jazzklängen beeinflussen und daraus entsteht Bossa Nova, jene Musik, die Jazz- Papst Joachim Ernst Berendt unterkühlte Samba nennt. Dreißig Jahre später kann Baden Powell auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Er wurde einer der Botschafter der brasilianischen Musik auf der ganzen Welt, seine Gitarrenrhythmen inspirierten Musiker wie Carlos Santana und Egberto Gismonti. Die Renaissance, die zur Zeit Klänge aus Brasilien erlebt, verhilft dem Mann mit dem Schnauzbart zu einem zweiten Höhenflug. Er ist zum zweiten Mal in den letzten zwölf Monaten Gast in Hamburg. Nikos Theodorakoupulos

Musikhalle, 20 Uhr

Außerdem: Nach vielen Festivals für die Freilassung von Knud und Ralf folgt nun das Festival zur neuen Freiheit der beiden. Gemeinsam mit den wiederauferstandenen Hamburg-Punkern Razzia, den Ska- Fightern von The Busters und Gerds 70er Disco geht es in der Markthalle rund (21 Uhr). Der Reinerlös wird der Roten Flora zur Verfügung gestellt.

Eben dort gastiert der fröhliche Anti-Faschismus mit dem Akkordeon-Spieler und Politliedersänger Quetschenpaua. Mit dem Slogan „Keine Anxt vor Linxradikalen, wir machen immer noch die besten Partys“ wirbt er für sein Programm Monstren, UFOs, Autonome (21 Uhr).

Der Jazz-Welt-Rocker Jack Bruce demonstriert sein multifunktionales Baßspiel in der Fabrik (21 Uhr), die froh-lauten Schwedentassen von Union Carbide Productions spielen parallel zu Special Beat in der Kleinen Markthalle (21 Uhr) Blues im Entgiftungsstadium und der große Weltmusikrührlöffel spielt bei den mexikanischen Maldita Vecindad Y Los Hijos Del Quinto Patio (= Die verdammte Nachbarschaft und die Kinder vom fünften Hinterhof) die erste Geige (Große Freiheit, 21 Uhr).

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