: Unterm Strich
Gute Besserung wünschen wir Harald Juhnke, der laut ärztlichem Bulletin wegen starker Rückenschmerzen das Bett hüten muß und erst am Freitag wieder in Peter Turrinis „Alpenglühen“ auftreten kann.
Ausgerechnet in Weimar sind am Wochenende die versammelten Nietzsche-Forscher aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien zusammengekommen, um den Stand der Nietzsche-Gesamtausgabe zu besprechen. Man äußerte die Absicht, die Ausgabe bis zum Jahre 2000 abzuschließen; noch sei die Finanzierung allerdings ungeklärt, teilte die Stiftung Weimarer Klassik mit.
Der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann wird neuer Präsident der Goethe-Institute. Derzeit versucht er, als Kulturbeauftragter des Berliner Senats die Olympia-Planer von dem peinlichen Vorhaben abzubringen, das Berliner Olympiastadion mitsamt den natursteinernen Kitsch-Ariern zur Jahrtausendwende unverändert wiederzuverwenden. Soll man ihn zu seinem neuen Posten beglückwünschen? Wir haben da so unsere Zweifel (vgl. die Glosse von Henryk M. Broder)!
Der weiße Rapper „Marky Mark“ Wahlberg wird sich diesmal nicht durch den Hinweis auf seine unterschichtsgemäße Heißblütigkeit dem Vorwurf der political uncorrectness, Abt. Rassismus, Chauvinismus und allg. Blödianismus entziehen müssen. Eine Anklage wegen Körperverletzung wurde von dem Geschädigten, dem Marky mit Hilfe seines Leibwächters den Unterkiefer gebrochen haben soll, nach vermutlich hochdotiertem Schmerzensgeld fallengelassen. Erst kürzlich hatte Marky Mark mit Hinweisen auf seine niedere Herkunft die aufgebrachten Vietnamesen abgespeist, die wegen einer üblen Rauferei des Popstars mit einigen ihrer Landsleute vor einer Werbetafel am New Yorker Times Square demonstriert hatten. Dort posiert der Delinquent überlebensgroß als Unterwäschemodel für Calvin Klein.
Roger Willemsen fällt vorerst als Retter der öffentlich-rechtlichen Talk-Show-Kultur aus. Kurz vor dem Start seiner neuen Gesprächssendung, die passenderweise „No Talk“ heißen sollte, hat Deutschlands überqualifiziertester Talkmaster sich mit dem Kölner Sender überworfen und ist aus dem Projekt ausgestiegen. Der WDR nannte, diplomatisch-indigniert, „Produktionszwänge und daraus resultierende Finanzierungsfragen“ als ausschlaggebend für die Entscheidung, die Sendung nicht zu produzieren. Willemsen hingegen sagte, er habe die ihm abverlangten Kompromisse nicht akzeptieren können. Da er bereits bei der zu Recht preisgekrönten Talkreihe „0137“ im Pay-TV-Sender Premiere gekündigt hat, stellt sich uns nun die bange Frage, ob wir demnächst etwa auf den Anblick des begnadeten Grellschlips-Trägers werden verzichten müssen.
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