: Sechzig Tschernobyl-Opfer im Hungerstreik, Demo in Hanau
■ Sieben Jahre nach dem Desaster in der Ukraine
Moskau/Hanau (AFP/taz) – Exakt sieben Jahre nach der bisher größten Katastrophe der sogenannten „friedlichen Nutzung der Kernenergie“ befinden sich 63 Opfer des GAUs von Tschernobyl in einem Krankenhaus in der ukrainischen Stadt Charkow in einem Hungerstreik. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, fordern die Hungerstreikenden einen besseren sozialen Schutz für alle Geschädigten des Unfalls.
Sie fürchten, so ihr Sprecher Eduard Solomachin, daß die Regierung beabsichtige, die sozialen Hilfen für die Tschernobyl- Opfer zu kürzen. Sie fordern, daß in die ukrainische Verfassung ein Artikel aufgenommen wird, der ihnen gewisse Garantien zusichert. Ferner verlangen sie eine bessere Unterbringung, kostenlose medizinische Betreuung und die Übernahme ihrer Bestattungskosten durch die Regierung.
Im hessischen Hanau versuchte am Samstag eine Sprecherin der „Christlichen Frauen für das Leben“ auf einer Kundgebung nach der Demonstration von rund 200 Menschen zum „Gedenken an Tschernobyl“ das ganze Ausmaß des Desasters auf deutsche Dimensionen zu übertragen. Die Todeszone in der Ukraine, führte sie aus, sei so groß wie Baden-Württemberg– auch noch sieben Jahre nach der Reaktorkatastrophe. Die erste Beigeordnete von Maintal, Priska Hinz von den Grünen, nannte das atomare Gefahrenpotential in der Region beim Namen: die Brennelemente- und Plutoniumschmieden der Siemens AG im dichtbesiedelten Rhein- Main-Gebiet. Eine Explosion wie etwa vor Monatsfrist im sibirischen Tomsk hätte hier „katastrophale Folgen“. Die Anti- Atom-Demonstranten zogen vom Bürgerhaus im Hanauer Stadtteil Wolfgang zu den Nuklearbetrieben an der Rodenbacher Chaussee. In einer Schweigeminute gedachten sie dort der Opfer des GAUs in Tschernobyl.
Wie die hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul von den Grünen, in Wiesbaden erklärte, habe das Land 800.000 DM zum Ausbau eines Kindersanatoriums in einer noch unverstrahlten Region nordwestlich von Minsk zur Verfügung gestellt. Seite 7
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