: Der kleine Vororth
■ Wörterbuch der Welt der Moden des Reisens – 7. Folge
alediven, die: Mallorca des etwas zu reich geratenen kleinen Mannes. Auf die M. gelangt man einzig und allein mit dem „Flieger“ und trifft dort mit hoher Sicherheit ‘ Dieter aus Düsseldorf. In Katalogen gehen bei der Ankunft auf den M. die Wortflaggen „Azurblau“, „Blendendweiß“ und „Saphirgrün“ hoch.
Menhir, der: Aufgerichteter Feldstein mit eingemeißelter Inschrift am Fuß: „Made by Erich von Däniken“. Tritt der M. zu mehreren und in subtiler Anordnung auf, avanciert er zum beliebten Reiseziel der Liebhaber dicker Steinzeit-Mamas. Vorzugsweise in Vollmondnächten trampeln diese irrlichternd zwischen den M., in die Fettnäpfchen und auf den Kornfeldern umher, woraus angeblich ein gepflegter Dialog mit dem Weltengeist erwächst. Neuere britische Bauern-Regel: „Geht Frühjahrsguß auf Stonehenge nieder / Kommt aus Gomera Dagmar wieder.“
Müll-Tourismus, der: Umstrittene Form zeitgemäßer Fernreisen. Seit der Einführung des Grünen Punktes gilt der Ausflug des ordinären Hausmülls zur lokalen Deponie als überholt. Interessierten wohlsortierten Dosen, Folien und Hartplastikverpackungen wird heute eher ein Ausflug nach Schönberg empfohlen, erweitert um einen Abstecher via Grundwasser ins nahegelegene Lübeck. Klinikmüll wandert gerne in die Champagne, Gift in Fässern zieht es nach Rumänien, für leichte Blausäure bieten Veranstalter an der Nordsee die sauerstoffanreichernde Verklappungsreise an. Radioaktivem Abfall schließlich stehen grenzenlos ungestörte Endlagerstätten an den Küsten Afrikas zur Verfügung.
ehberg, der: Konditormeister aus Hamburg, dem im Zuge seiner Midlife-crisis der Umgang mit Kopenhagenern, Amerikanern und Schwarzwäldern geographisch nicht mehr weit genug gefaßt schien und den es deshalb in die weite weite Welt zog. Machte sich im reisekulinarischen Bereich einen Namen durch Rezeptvorschläge zur Zubereitung geplätteter Amphibien und wurde gleich auch noch ein guter Mensch mit klarem Blick.
Niedernhausen, das: Stadt im Taunus. Bekannt geworden durch den Slogan „Niedernhausen sehen und sterben“. – „Niedernhausen sehen und sterben“? Sorry. Siehe vielmehr unter ‘ Rom. Karl Anton & Vororth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen