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Heavy Metal statt Jäger light

Die Kosten für das Lieblingskind der Rüstungsindustrie, den Eurofighter 2000, steigen und steigen; die Regierungen verhandeln mit der Industrie um eine Senkung des Stückpreises  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) - Auch in Großbritannien steigt inzwischen die Einsicht, daß der Jäger 90 wesentlich teurer wird als geplant. Um fast 50 Prozent seien die Kosten für den Flieger, der inzwischen auf den Namen Eurofighter 2000 hört, gegenüber ursprünglichen Schätzungen gestiegen, meldete die Financial Times gestern. Grund dafür seien vor allem höhere Entwicklungs- und Produktionskosten. 32 Milliarden Pfund (80 Mrd. DM) koste das Projekt jetzt; als es 1988 aus der Taufe gehoben wurde, seien nur 21 Milliarden eingeplant gewesen.

1988 gingen die vier an der Entwicklung beteiligten Länder – neben der Bundesrepublik und Großbritannien auch Spanien und Italien – noch von einem Preis von 65 Millionen Mark pro Flugzeug aus. Die an der Entwicklung beteiligten Unternehmen haben zuletzt ein Angebot von 133,4 Millionen Mark vorgelegt, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilte. Der Stückpreis stieg überproportional, da statt der ursprünglich geplanten 250 Flieger die Partnerländer nur noch 140 kaufen wollen. Aber noch nicht einmal das steht fest, denn erst 1995 soll die Entscheidung getroffen werden, ob überhaupt Eurofighter angeschafft werden.

Verteidigungsminister Volker Rühe geht ohnehin davon aus, daß die neuen Flugzeuge frühestens ab 2002 benötigt werden. Durch die zeitliche Streckung soll die jährliche Belastung des Bundeshaushaltes verringert werden. Im Haushalt 93 hat er nur noch 520 Millionen Mark für das Projekt vorgesehen.

Als Rühe im vergangenen Jahr die Hardthöhe übernahm, hatte er noch großspurig angekündigt, dem überteuerten Projekt den Garaus machen zu wollen. Die Friedensdividende nach Ende des Kalten Krieges schien endlich zum Greifen nahe. Doch die Rüstungsindustrie, in Deutschland die Daimler- Tochter Dasa, flog im Verband mit den drei anderen Partnerländern des joint ventures schwere Angriffe gegen Rühe. Der mußte die Waffen strecken; der Jäger sollte in einer angeblichen „light“-Version doch gebaut werden.

Im April dieses Jahres konnte das Verteidigungsministerium endlich einen kleinen Erfolg verbuchen: Die zuständigen Staatsminister des Länderkonsortiums vereinbarten eine Senkung der Kosten um 30 Prozent gegenüber dem Angebot der Industrie von 133,4 Millionen Mark. Jetzt wird mit der Industrie darüber verhandelt.

Ein Sprecher der Luftwaffe tat die von der britischen Zeitung veröffentlichten Zahlen denn auch als „nicht nachvollziehbar“ ab. Der Autor habe die Entwicklungs- und die Beschaffungskosten in einen Topf geworfen und mit Kosten verglichen, die 1988 noch gar nicht bekannt gewesen seien.

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