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Metall-Kompromiß in Berlin-Brandenburg gefährdet

■ IG Metall setzt nach Auslegungsstreit Urabstimmung aus / Arbeitgeber bestätigen „Meinungsverschiedenheiten“ bei der Auslegung von Fomulierungen

Berlin. Der Kompromiß im Tarifkonflikt der Metallindustrie in Ost-Berlin und Brandenburg ist drei Tage nach der Einigung auf den sächsischen Pilotabschluß wieder gefährdet. Wie der IG-Metall- Bezirksleiter Horst Wagner gestern in Berlin mitteilte, setzte die Gewerkschaft die für den kommenden Dienstag und Mittwoch geplante Urabstimmung aus und berief die Tarifkommission wieder ein, nachdem es zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft zu Unstimmigkeiten bei der Auslegung des Verhandlungsergebnisses gekommen war. Anders als in den anderen vier Tarifbezirken Ostdeutschlands weigerten sich die Arbeitgeber im Tarifberzirk Berlin-Brandenburg, für die Zeit vom 1. bis 15.April den Lohnanspruch aus dem alten Tarifvertrag zu bezahlen, teilte die IG Metall gestern mit.

Ein Sprecher des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie von Berlin-Brandenburg bestätigte, daß es „Meinungsverschiedenheiten“ bei der Auslegung von Formulierungen im Verhandlungsergebnis gegeben habe. Man habe aber die Entscheidung der IG Metall „mit großer Überraschung“ aufgenommen. Eine weitere Stellungnahme wollte der Verband zunächst nicht abgeben. Ein Sprecher von Gesamtmetall erklärte in Köln, es handele sich um ein regionales Problem. „Dann sollen sie die Urabstimmung doch aussetzen“, sagte er. Wagner verwies auf das knappe Abstimmungsergebnis, mit dem die Tarifkommission in Berlin-Brandenburg das Verhandlungsergebnis in der Nacht zum Mittwoch gebilligt hatte, und schloß nicht aus, daß eine erneute Abstimmung in der für Montag einberufenen Kommission zu einem Scheitern der Einigung führen könnte. „Die Arbeitgeber riskieren mit ihrem Verhalten eine Umkehr der Tarifkommission der IG Metall“, erklärte der IG-Metall-Verhandlungsführer. „Es ist den Arbeitnehmern der Berlin- Brandenburger Metallindustrie nicht zumutbar, schlechter als ihre Kollegen in den anderen neuen Bundesländern behandelt zu werden.“ In Berlin-Brandenburg hatten sich die Tarifpartner nach zähen Verhandlungen am Dienstag als letzter Bezirk auf die Übernahme des sächsischen Pilotabschlusses geeinigt. Der IG-Metall- Bezirk hatte zunächst mit Verweis auf die Nähe zum Westen erhebliche Nachbesserungen gegenüber den anderen ostdeutschen Abschlüssen gefordert, schließlich aber doch den Sachsen-Kompromiß akzeptiert. Während der Abschluß von der Tarifkommission der IG Metall in Sachsen einstimmig gebilligt worden war, hatte die Tarifkommission in Berlin-Brandenburg dem Kompromiß nur mit 38 zu 29 Stimmen zugestimmt. afp

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