: Krieg um die Öllager in Angola
■ Unita-Rebellen greifen amerikanische Ölfördereinrichtungen an / Brennender Tanker vor Soyo
Johannesburg/Brüssel (taz/dpa) Im angolanischen Bürgerkrieg greifen beide Seiten offenbar zunehmend zu Mitteln der ökologischen Kriegsführung. Am Dienstag haben Rebellen der Unita den amerikanischen Tanker „Texaco“ in Brand geschossen. Das Schiff war mit mehr als 47.000 Tonnen Erdöl beladen und lag vor der Ölstadt Soyo auf Reede. Ein Reporter des portugiesischen Radiosenders TSF berichtet, das Öl ergieße sich ins Meer. Zwar habe der Tanker die Anker lichten und sich außer Reichweite des Artilleriefeuers manövrieren können, so der Augenzeuge, dennoch sei eine „ökologische Katastrophe großen Ausmaßes“ zu beobachten.
Nach Informationen der Ölindustrie sind in dieser Woche breits zwei Öltanks in Kifuquena im Nordosten Angolas ausgebrannt. Die Gefahr einer Ölverschmutzung sei gebannt, die 400.000 Barrel in Rauch aufgeglöst, sagte ein Vertreter der Ölindustrie.
Die Tanks liegen in der Nähe der Stadt Soyo, in deren Umgebung seit Ende Mai heftig gekämpft wird. Nahe dem Ort wurden 29.000 der insgesamt 550.000 Barrel umfassenden Tagesproduktion Angolas gefördert. Der weitaus größte Teil stammt von Ölplatformen vor der Küste Angolas und der Enklave Cabinda, die aber bisher von den Auseinandersetzungen verschont blieben.
Aber am Mittwoch hat nun Alberto da Costa Junior, Sprecher der Unita-Guerillas in Portugal, die Regierung Angolas beschuldigt, mehrere Ölquellen in Nordost-Angola in Brand geschossen zu haben. Die Regierungstruppen hätten versucht, die Unita aus dem Ölgebiet von Soyo zu vertreiben, bei den Angriffen seien Luftwaffe und Artillerie von Kriegsschiffen eingesetzt worden, die vor der Küste patroullierten.
Die Unita hatte die Ölfelder bei Soyo in der letzten Woche zurückerobert, nachdem sie vorher von der Regierungsarmee verdrängt worden war. Die Rebellen hoffen, die internationale Ölindustrie zu verunsichern. Die USA hatten vor einigen Monaten vor Angriffen auf nordamerikanische Installationen gewarnt.
Der Öl-Multi Chevron zog bereits Personal von einigen Bohrtürmen ab – eine Konsequenz der Kämpfe in Soyo. Erdölexperten befürchten vor allem, Unita könnte weitreichende Artilleriegeschütze einsetzen, um die Platformen zu beschießen. Öl ist die einzige Devisenquelle der angolanischen Regierung, seitdem die von Jonas Savimbi geführte Rebellenbewegung Unita die Gebiete besetzte, in denen die Diamantenvorkommen liegen. Willi Germund
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen