: Heidemaries Trumpf
■ Trennung von Partei und Amt ausschlaggebend?
Den dicken Klotz vom kommenden Mittwoch zersägte der Parteivorsitzende Konrad Kunick gleich zu Beginn des Parteitags. „Die Partei geht davon aus, daß die Fraktion das Mißtrauensvotum ablehnt“, erklärte er knapp. Schluß, Aus, Applaus und Ende.
Und dann präsentierten sich am Samstag zwei der drei Kandidaten für den Bundesvorsitz der Partei ihren Bremer GenossInnen im Bürgerhaus Vegesack: Rudolf Scharping „mit dem Charme eines Administrators“, wie es ein Genosse später nannte, und Heidemarie Wiezcorek-Zeul, quirliger und unberechnender: Die einzige von den insgesamt drei Bewerbern, die nicht Regierungschefin in Bonn werden will.
Schimpfen, mahnen, aufmuntern: Durch dieses Wechselbad gingen die Bremer GenossInnen bei beiden Kandidaten. Scharping schimpfte — mit Blick auf Schröder — über die, die „den Gestus, die Attitüde, notfalls auch die Krawatte“ vor die politischen Inhalte stellen, Wieczorek-Zeul über die CDU, „die aus dem Schicksal von Minderheiten wieder einen Knüppel geschnitzt“ habe. Beide warnten vor einem Wahlkampf mit Koalitionsaussage: „Ich fahre gerne in der Gruppe, aber nie Tandem“, drückte es der veloziped-begeisterte Scharping aus. Und beide machten den Parteimitgliedern auch Mut: „Ich bin sicher, wir können aus der Führungsspitze der SPD ein Team machen, das Helmut Kohl aus dem Amt jagd“, meinte Wieczorek-Zeul.
Die Kandidaten hätten sich inhaltlich kaum unterschieden, meinte danach Bürgermeister Klaus Wedemeier, der noch nicht wußte, wen er wählen würde. Sein Amtsvorgänger Hans Koschnick wollte seineN KandidatIn nicht nennen, sagte aber: „Der Parteivorsitz von Brandt war hilfreich für einen Bundeskanzler Schmidt. Wir sollten an diesem Prinzip festhalten.“ Und auch der Parteivorsitzende Kunick machte die Trennung von Partei und Amt ausschlaggebend für seine Entscheidung: „Wir sind damit immer gut gefahren.“ mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen