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(Selbst-) vergessenes Retro

■ Die 1000-Jahr-Feier drängt nach Vollendung: Ein Tag in Potsdam und Umgebung

Nach Potsdam geladen zur Ausstellung „Fontanelle“, fanden U. und M. am Tag der Pressevorschau einen sympathischen Bauplatz vor, manches Werk vollendet, manches noch nicht begonnen. Mittags zogen sie sich zurück ins „Gastmahl des Meeres“, wo sie rätselten, warum die Verleihung des „Goldenen Fisches“ – Haim Steinbach- mäßige Trophäen an der Wand – an das gute alte Mitropa-Etablissement bereits 1988, nicht erst im Jahr darauf abreißt. Pünktlich am elektronisch verwalteten Parkplatz zurück, konnten sie gerade noch verhindern, daß ihr Auto weggehievt wurde, um einem chemischen Klo Platz zu machen. Die 1000-Jahr-Feier drängt nach Vollendung. Einem Hinweis folgend, verbrachten sie den späten Nachmittag in einer Werkhalle des abgewickelten VEB Teltomat in Michendorf, wo das geisterhafte Ende der Planproduktion illuminiert wurde durch eine Ausstellung Brandenburger Maler, die die Hohlräume der Subjektivität im Durchwandern schwer ausgetretener abstrakter Pfade zu erobern suchen. Am Abend fanden die Reisenden sich ein am Majakowskiring 46/48 in Berlin-Pankow, wo eine sympathische Menge von Menschen fast jeden Alters im Rausch kollektiver Begeisterung fünfzehn Dichter(inne)n lauschten; der Höhenflug ein wenig getrübt durch den Auftritt eines Rolf Schilling, des Verfassers üblen Nazischwulstes aus dem Thüringischen. Im „brandenburger wetterbericht“ von Thomas Kling fanden sich die Erfahrungen des Tags, die eine Erfahrung von Orten war,... Wie sagt man, gespiegelt? (Thomas Kling, „nacht. Sicht. Gerät.“, Gedichte, erscheint voraussichtlich im August beim Suhrkamp Verlag. Dank für Recht zum Abdruck an den Autor.) uez

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