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Lady, sing the Blues!

■ Fabrik setzt im August auf den Schwerpunkt „Frauenmusik“

Reine Frauenbands oder solche in denen Frauen den Ton angeben, sind in unseren Breiten eher selten. Ein Manifest gegen die weitere männliche Dominanz in der unterhaltenden Musik bietet das Fabrikprogramm dieses Monats: im August stehen fast ausschließlich Damen auf der Bühne des Ottensener Kulturzentrums.

Den Anfang macht am 14.8. eine multikulturelle a capella-Combo, die in Barcelona beheimatet ist. Die sieben Frauen von Stupendams (vier kommen aus Großbritannien, eine aus New Zewland und zwei aus Barcelona) trafen sich 1989 zum ersten Mal in der katalanischen Hauptstadt. Ihre mit theatralischen Effekten angereicherte Show beinhaltet eine breite Palette von Coverversionen zwischen Bob Marley, serbokroatischer Folklore und Mozart. Die zweite Combo des Abends, Canela, kommt ursprünglich aus Havana, spielt aber inzwischen derartig häufig im norddeutschen Raum, daß sie hier mindestens einen Zweitwohnsitz haben müssen. Kennengelernt haben sich die acht Frauen in der Musikhochschule der kubanischen Hauptstadt. Neben der klassischen Ausbildung lernten sie dort auch karibische Rhythmen wie Salsa und Merenque. Das Ergebnis läßt erfahrungsgemäß niemandem kalt, egal ob zuletzt im kühlen Norden häufiger in der Werkstatt 3, oder bei den Panamerikanischen Spielen.

Am 17.8. steht ein weiteres Doppelkonzert auf dem Programm. Die Blue Sister ist eine traditionelle Blues-Formation aus der musikalischen Lunge der USA, New Orleans. Die Gitarristin Patty Harrison reiste schon acht Mal mit männlichen Kollegen durch Europa, bevor sie jetzt als Leaderin eines energischen Frauen-Trios unterwegs ist. Den zweiten Teil des Abends bestreitet die Blues-Legende Carol Fran. Die korpulente Frau, die von ihren Ehemannn Clarence Holli-man an der Gitarre begleitet wird, stammt aus Lafayette, dem Zentrum des französisch sprechenden Louisiana.

Combos vom Südhang der Alpen drängen immer mehr in unseren Alltag. Die Knödel kommen am 20.8. aus Tirol und wollen ihre Aufnahme „Verkochte Tiroler“ nun auch dem Norddeutschen vorstellen. Die Musik des Oktetts (fünf Frauen, drei Männer) kann mit dem Begriff „Avantgardistische Volksmusik“ nur annähernd beschrieben werden. Sie ist irgendwo zwischen Strawinsky, Kronos Quartett und Attwenger anzusiedeln.

Der Abend des 27.8. ist dann dem Jazz gewidmet. Erst improvisiert am Klavier Amina Claudine Myers. Die Kompositionen der Pianistin aus Arkansas, die schon im Alter von vier begann Klavier zu spielen, sind immer noch stark vom Gospel beeinflußt. Von anderen Quellen afroamerikanischer Geschichte werden die Stücke der Pianistin Bertha Hope inspiriert. Ihre Komposition „Between Two Kings“ verbindet die Geschichten zweier „Kings“: die von Martin Luther und die von Rodney King.

Nikos Theodorakopulos

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