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Berliner IG-Bergbau-Zentrale besetzt

■ HBV-Vertreter fordern Solidarität mit Kali-Kumpeln / IG-Bergbau-Chef gegen Offenlegung des Kali-Fusion-Vertrags

Im Vorfeld der gestrigen Demo der Kali-Kumpel aus Bischofferode zur Treuhandanstalt hat der Seniorenausschuß der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) das Berliner Büro der IG Bergbau und Energie (IGBE) besetzt. Die IGBE hatte dem umstrittenen Fusionsvertrag der Mitteldeutschen Kali AG und der BASF-Tochter Kali und Salz zugestimmt und war von Einzelgewerkschaften und Betriebsräten scharf kritisiert worden. Mit der Besetzung sollte die IGBE aufgefordert werden, die geplante Räumung der besetzten Kali-Grube in Bischofferode am 21. August zu verhindern, sagte Fritz Teppich vom HBV-Seniorenausschuß.

Die Aktion der Gewerkschaftsorganisation rief indes unterschiedliche Reaktionen hervor. Der Chef der Berliner HBV, Manfred Müller, erklärte gegenüber der taz, der Zweck der Aktion, eine konstruktive Diskussion, sei erreicht worden. Daraufhin sei die Besetzung beendet worden. Müller, der „überhaupt keinen Anlaß“ sah, sich von der Besetzung zu distanzieren, forderte insbesondere nach den Brüsseler EG-Bedenken die Offenlegung des umstrittenen Kali-Fusion-Vertrags. Müller wörtlich: „Ich habe kein Verständnis dafür, daß man sich wegen Vertragstreue über die Interessen der Kollegen hinwegsetzt.“

Sichtlich überrascht zeigte sich dagegen der Bezirksvorsitzende der IGBE, Wolfgang Weber, von der gestrigen Aktion. Er könne nicht verstehen, daß man zu solchen Mitteln greife, um sich zu profilieren. Wenn der Vertrag offengelegt werde, so Weber zur taz, hieße dies, daß der gesamte Kali- Markt „in das Papier reinsehen“ könne und damit weitere Kali-Arbeitsplätze gefährdet seien. „Das wäre das Beste“, so Weber, „was den Kali-Anbietern in Kanada oder Südafrika passieren kann.“

Eine einheitliche Haltung gibt es offenbar auch nicht im Berliner DGB. Zwar verurteilte der Berliner Landesvorstand des DGB die Drohung, das Werk in Bischofferode zu räumen, unterstützte aber gleichzeitig die Bemühungen der IGBE, Ersatzarbeitsplätze in der Region zu schaffen. Kommentar von HBV-Chef Müller: „Da bin ich anderer Meinung.“ Uwe Rada

Siehe auch Seite 7

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