: „Höhepunkt der Gemeinsamkeit“
■ Internationale Begegnung: Mannschaften aus Hamburger Asylunterkünften kicken um Pokal
„Ohlstedt! Ohlstedt! Ohlstedt...“ Stadionatmosphäre gestern vormittag auf der Sportanlage Brummerskamp in Schnelsen. Grund: Seit gestern heißt es „Luruper Drift“ gegen „Rugenbarg“, „Hoisbüttler Straße“ gegen „Dradenaustraße“, „Hogenfelder Kamp“ gegen „Amsinckstraße“ „Hoisbüttler Straße“ gegen ... - 13 Mannschaften aus Hamburger Asylunterkünften kicken zwei Tage lang um den begehrten Pokal.
Für viele Flüchtlinge ist das Fußballturnier ein besonderes Ereignis: „Es ist ein Höhepunkt der Gemeinsamkeit“, so ein Sozialarbeiter gegenüber der taz. In der Tat: Während in den Flüchtlingsheimen die Bewohner wegen ihrer unterschiedlichen Herkunftsländer kaum Kontakt untereinander haben, fighten sie hier gemeinsam trotz aller Sprachbarrieren für „ihr“ Containerdorf. Der Torwart aus Rümanien, der Libero aus Gambia, der Linksaußen aus dem Senagal und der Mittelstürmer aus Ägypten. Und gemeinsam sind sie ein tolles Team.
Die Champs beim Brummerskamp-Turnier waren gestern die Kicker der Flüchtlingsunterkunft Ohlstedt. Die BewohnerInnen des Containerdorfs sind mit zwei Mannschaften in Schnelsen vertreten und haben am ersten Spieltag ihre Gegner regelrecht vom Platz gefegt. Während die Kicker der ersten Mannschaft - das Gros aus Gambia und dem Senegal - ihrem Gegner mit 9:2 Toren eine Blamage verpaßten, konnte die zweite Truppe, in der die Rumänen die Mehrheit bildeten, immerhin ein beeindruckendes 4:0 erringen. „Wir haben den Vorteil, daß wir auf dem Sportplatz des benachbarten Gymnasiums Ohlstedt jeden Tag trainieren können“, so ein Betreuer bescheiden.
Die Sozialbehörde war an dem Fußball-Meeting nicht beteiligt. Sprecherin Christina Baumeister: „Das Turnier ist von einem Heimleiter organisiert worden und hat daher eher dezentralen Charakter.“ Freude äußerte sie allerdings darüber, daß mehrere den Containerdörfern benachbarte Sportvereine den Hobby-Kickern Trikots gespendet haben. Und auch Sozialsenator Ortwin Runde, nach eigenen Angaben früher selbst begeisterter Kicker, läßt es sich nicht nehmen, nach der heutigen Senatssitzung zum Brummerskamp zu eilen. Dort wird er, „sofern es nicht regnet“, gegen 12.30 Uhr den Siegern nach dem Endspiel den Pokal übergeben - schließlich ist Wahlkampf.
Kai von Appen
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