: Unterm Strich
Die Verleihung des diesjährigen Europäischen Filmpreises „Felix“ am 4. Dezember in den Potsdam-Babelsberger Studios steht unter dem Damoklesschwert der Gatt-Verhandlungen. So sieht es jedenfalls Wim Wenders, Vorsitzender der Europäischen Filmakademie. Zwar stehe der Felix '93 unter dem Stern der Vorbereitungen auf den 100. Geburtstag des Films, doch allmählich bezweifelt Wenders, ob es ein zweites Jahrhundert überhaupt geben wird, wenn der Film mit Autos und Stahl gleichgestellt wird.
Später Krach um Helmut Dietls „Schtonk“: Der Drehbuchautor Peter Märtesheimer geht jetzt vor Gericht, um als Mitautor genannt zu werden. Er hatte 1988 ein erstes Drehbuch eingereicht, das Dietl aber nicht akzeptiert hatte. Märtesheimers Anwalt argumentiert nun, daß diese Vorlage den späteren Film entscheidend geprägt habe. Dietl hätte zentrale Punkte „in unbewußter Entlehnung“ übernommen. Ein sehr vornehmer Ausdruck für's Abkupfern, das.
Am Rostocker Volkstheater wird – man höre und staune – ein Stück von Bertolt Brecht uraufgeführt. „Prärie“, 1919 nach einer Novelle von Knut Hamsun als Oper ohne Musik geschrieben, wurde offenbar deshalb nicht früher aufgeführt, weil es erst 1989 in der großen kommentierten Berliner und Frankfurter Brecht-Ausgabe erschienen ist. Mann, war das ein Jahr!
Daß sich fortgesetztes Wühlen in Versenkungen immer lohnt, beweist einmal mehr auch dpa, unser allerliebster Lieferant wichtigster Informationen. Unter dem jahreszeitlich korrekten Titel „Liedermacher Zuckowski auf der musikalischen Suche nach Weihnachten“ wird uns selbiger einfühlsam nahegebracht. Zuckowski also ist einer der „erfolgreichsten Live-Künstler“, der „mühelos(!) riesige(!) Hallen mehrfach hintereinander(!)“ füllen kann. Er verkauft „Auflagen, die sonst nur Künstler wie Peter Maffay oder Herbert Grönemeyer erreichen“. Die CD „DezemberTräume“ ist für junge Familien gedacht, die sich Weihnachten zurückerobern wollen. Klasse, das.
Was dpa kann, können wir schon lange: Am 14. Dezember um 12 Uhr wird in Köln ein Herr Franke Sloothaak aus der Versenkung geholt und vom „Tabak-Forum“ als „Pfeifenraucher des Jahres 1993“ ausgezeichnet. Herr Sloothaak raucht jährlich 526 Pfeifen, eine Quote, die sonst nur von Berufspolitiker Engholm erreicht wird.
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