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■ DaumenkinoDemolition Man

Der Titel ist Programm. Demolition Man ist einer dieser Schieß-tot-und-mach-kaputt-Schinken, die Joel Silver am laufenden Band produziert. Die Blut-, Beton- und Blaue-Bohnen-Orgien heißen dann „Lethal Weapon“, „Ricochet“ oder „The Last Boy Scout“. Die Geschichten sind immer die gleichen und eigentlich unwichtig. Die Namen der Hauptdarsteller sind wichtig, die der Regisseure völlig egal. Gerne werden von Silver Reklamefuzzis genommen. Den Job für „Demolition Man“ bekam der italienische Werbefilmer Marco Brambilla, der bis dahin mit seinen Werken koffeinhaltige Brause, Jeans und Autos verkaufte. Jetzt verscherbelt er Action und einen etwas angeschimmelten Sylvester Stallone. Der einstige „italienische Hengst“ kann zwar immer noch nicht spielen, hat aber noch ein paar ganz brauchbare Muskelstränge vorzuweisen. Auch seine obere Augenlidschwäche, die früher leichtsinnigerweise als Schlafzimmerblick fehlinterpretiert wurde, ist noch vorhanden. Somit ist der Wiedererkennungswert („Hat der Typ nicht früher diesen Boxer gespielt und später den Vietnamkrieg gewonnen?“) gegeben. Das reicht völlig für einen Job bei Joel Silver. Diesmal läßt Silver die olle Kamelle vom Superbullen, der den Supergangster jagt, in der Zukunft spielen. Sience-fiction kommt immer gut. Außerdem kann man dann ein paar futuristische Tötungswerkzeuge ins Spiel bringen, so bekommen die Kids wenigstens etwas neues zu sehen. Gleich zu Anfang – wir schreiben das Jahr 1996 – geht eine riesiger Gebäudekomplex zu Bruch. Da dabei auch die 30 Geiseln sterben, die Super-Stallone (Zitat: „Es ist verdammt kalt hier. Liegt das an der Temperatur oder an mir?“) eigentlich befreien sollte, wird er zusammen mit dem Killer Simon Phoenix (Wesley Snipes) eingefroren und in einem Kühlschrank-Knast abgelegt. Im Jahre 2032 werden sie wieder aufgetaut und demolieren die schöne neue Welt. Dabei werden ein paar Lacher eingestrickt (es gibt eine Schwarzenegger-Bibliothek, benannt nach dem Ex-Präsidenten Schwarzenegger), und eine Prise Cyber-Sex (davon spricht man gerade in sämtlichen Frisiersalons der westlichen Welt) fehlt auch nicht. Wer dann noch will, kann sich an Stallones fast splitternacktem Mittvierziger-Schwellkörper ergötzen. Aber wer will das schon. kweg

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