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„Wieder für ganz normale Christen“

■ Konservativer Kirchenvorstand auf der Veddel amtsenthoben

„Die Gemeinde soll für ganz normale Christen wieder akzeptabel werden“, sagt Thomas Ehlert. Der Sprecher des Kirchenkreises Alt-Hamburg begründet damit einen Schritt, der in Hamburg einmalig ist: Der Kirchenvorstand der Veddeler Immanuel-Kirche wird seines Amtes enthoben. Bis zur Neuwahl im nächsten Jahr soll ein von Bischöfin Maria Jepsen eingesetzter kommissarischer Vorstand die Weichen für „einen Neuanfang“ stellen.

Hintergrund dieser ungewöhnlichen Maßnahme: Der Kirchenvorstand gilt als äußerst konservativ und habe durch „extreme geistliche Positionen“ die Gemeindearbeit „zum Erliegen gebracht“. Die Folge: Die Kirche blieb leer, Trauungen, Taufen und Konfirmationen fanden kaum noch statt. Auch als fünf von neun Vorstandsmitgliedern nach jahrelangen Auseinandersetzungen entnervt aufgaben, änderte sich nichts.

Denn als treibende Kraft der Evangelikalen gilt Immanuel-Pastor Edgar Spir, der unter anderem heftig gegen die Ordination von Frauen im Pfarramt wettert. Deshalb weigerte er sich auch, die 1992 zur Bischöfin gewählte Maria Jepsen als Vorgesetzte anzuerkennen. Im Sommer diesen Jahres ging der klerikale Rechtsaußen in den Ruhestand. Propst Wilfried Kruse, der Spir in vornehmer Umschreibung „ein sehr ausgeprägtes Sendungsbewußtsein“ bescheinigt, übernahm vorübergehend das Pastorat, aber auf der Veddel kehrte trotzdem keine Ruhe ein. Der stockkonservative Rest des Kirchenvorstands verweigerte sich weiterhin den Gesprächsangeboten der Bischöfin.

Vor einem Monat handelte diese deshalb: Auf der Synode vor vier Wochen wurde der Beschluß zur Amtsenthebung des Vorstands gefaßt. Begründung: Wegen der Ablehnung von Frauen im Pfarramt sei dieser „der Aufgabe, die Gemeinde als Ganzes zu leiten“, nicht nachgekommen. Zudem habe er „viele Menschen abgestoßen, statt sie für die befreiende Lehre Christi zu gewinnen“. Die Widerspruchsfrist gegen diesen Beschluß läuft am heutigen Montag ab. Da der Kirchenvorstand von der Veddel sich selbst in dieser Lage nicht zu Wort meldete, hat somit heute sein letztes Stündchen geschlagen.

Der neue Pastor der Immanuel-Gemeinde steht bereits fest: Der 31jährige Thomas Barz soll nächsten Sonntag in sein neues Amt eingeführt werden. Dann wird sich zeigen, ob die Veddeler wieder in die Kirche kommen. smv

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