Metallgesellschaft-Chef gefeuert

■ Mit Öl verspekuliert / Wild Firmen zusammengekauft

Berlin (taz) – Gestern hat der Aufsichtsrat der Frankfurter Metallgesellschaft AG (MG) MG- Vorstandschef Heinz Schimmelbusch und Finanzvorstand Meinhard Forster mit sofortiger Wirkung entlassen. Die außerordentliche Sitzung war nach dem Bekanntwerden von ruinösen Ölspekulationen Schimmelbuschs einberufen worden. Der Kopf des Großkonzerns (rund 27 Milliarden Mark Umsatz im letzten Jahr) hatte auf der New Yorker Warenterminbörse auf steigende Ölpreise spekuliert, dummerweise fiel der Preis jedoch drastisch, so daß der Frankfurter Konzern die Verluste ausgleichen mußte. Anfang Dezember geriet die MG in Liquiditätsschwierigkeiten. Der Aktienkurs brach dramatisch ein. Die Kapitalgeber und Großaktionäre Deutsche und Dresdner Bank waren durchaus nicht angetan.

Auch in ihrem Kerngeschäft, der Gewinnung und Verarbeitung von Nichteisen(NE)-Metallen, hat die MG Schwierigkeiten. Die Preise auf dem Weltmarkt fallen ständig. Schimmelbusch hatte daher in einem Rundumschlag weltweit Firmen aufgekauft, vor allem solche für Umwelttechnik und Dienstleistung. Die MG präsentierte er fortan gern als Umweltdienstleister. Eigentlich kümmert sich die Firma aber hauptsächlich bloß um ihre eigenen Abfälle. Hochgiftige Schlacken und Salze wurden entsorgt und Abfall aus der NE-Metallverarbeitung aufgefangen und recycelt. Durch diese Resteverwertung wollte Schimmelbusch den Konzern unabhängiger von den schwankenden Rohstoffpreisen machen.

Die aufgekauften Firmen brachte er möglichst schnell an die Börse, um Fremdkapital für das Kerngeschäft zu bekommen. Umsatz und Gewinn sind dennoch weiter gesunken. Die MG braucht nun einen Strategen, der den eigenen Konzern von Ballast befreit. Zu dem angestrebten Ruf als Umweltdienstleister paßt das NE- Dreckgeschäft jedenfalls nicht. fok