: Wenn bei Kontrollen nichts herauskommt
■ Der Deutsche Sportbund suchte sich neue Dopingfahnder
Berlin (dpa) – Den Mitarbeitern der German Control Warenprüfung Ostdeutschland GmbH (GCO) droht die Arbeitslosigkeit. Zwei Jahre lang spielte das im Osten Berlins ansässige Tochter- Unternehmen der TÜV Rheinland Gruppe im Auftrag des Deutschen Sportbundes (DSB) die „Doping-Polizei“ mit rund 4.000 Trainingskontrollen im Jahr. Am 3.Dezember hatte der DSB entschieden, den Auftrag für 1994 mit einem Gesamtvolumen von 1,15 Millionen Mark an die Münchner Firma PW GmbH Testverfahren im Sport zu vergeben.
Nachdem Karl-Heinz Linackers, Stellvertretender Vorsitzender des TÜV Rheinland, auf Anfrage von sieben Entlassungen als Folge der DSB-Entscheidung gesprochen hatte, soll nun das gesamte Ostberliner Unternehmen seine Geschäftstätigkeit einstellen. „German Control stand auf zu wenigen Füßen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Lothar Paschke. Der Verlust eines derartigen Vertrages sei „tödlich“, habe das Gesamtkonzept ins wanken gebracht und zu der „überstürzten Maßnahme“ geführt.
Linackers hatte scharf auf den DSB-Rückzieher reagiert: „Wir schäumen vor Wut über die Machenschaften, die dahinterstecken. Die DSB-Oberen wollen den letzten Kontrolleur in den Griff bekommen.“
Obwohl German Control großen Wert legte auf seine Neutralität, gab es aus den alten Bundesländern Vorbehalte. Die Vorwürfe reichten von bewußt schlampiger Arbeit in den neuen Bundesländern bis zu den Aussagen des Kölner Doping-Experten Manfred Donike: „Traue keinem aus dem Osten.“
Auch die Presseerklärung vom Anti-Doping-Beauftragten des DSB, Hans Evers, passe ins Bild. Er verkündete nach 3.600 Kontrollen ohne positiven Befund: „Dies kann Zufall sein, aber es sprach auch für einen Wechsel.“ Die Mitarbeiter von German Control sehen hierfür eher ein Problem der Analytik. Evers betonte, er wollte damit keinerlei „Verdacht aussprechen“. Aber der DSB zahle für die Kontrollen viel Geld und nichts sei dabei herausgekommen. „Entweder war das wirklich Zufall, oder die Athleten haben erkannt, daß unser System so gut ist“, meinte er.
Nachdem zweimal andere Bewerber einen Korb erhalten hätten, habe man bei der dritten Ausschreibung unter fünf Bewerbern eine Alternative gesucht, um nicht auf Dauer mit German Control „verheiratet“ zu sein. Mit dem Wechsel der Doping-Polizei, dem DSB-Präsidium und Fachverbände zugestimmt haben, sollte auch einer „gewissen Betriebsblindheit“ und einem „Vertrauensverhältnis“ zwischen Kontrolleur und Sportler vorgebeugt werden. „Aber das war nicht typisch für German Control“, schränkte Evers sofort wieder ein und fügte hinzu: „Konkurrenz und frischer Wind tun gut.“
Hinter dem Münchner Unternehmen stehen der Arzt und Sportwissenschaftler Helmut Pabst sowie Klaus Wengoborski, bisher auch Honorar-Mitarbeiter bei German Control und ein international erfolgreicher Doping- Fahnder für den Leichtathletik- Weltverband (IAAF). Evers bescheinigte dem Duo, in Doping- Kontrollen sehr erfahren und auf Erfolg besessen zu sein.
German Control empfindet es laut Linackers als „einen Skandal“, daß der neue DSB-Partner Abwerbungsversuche seiner Mitarbeiter unternimmt. Diese Aussage bezeichnet Evers als nicht „koscher“, da German Control ohnehin Mitarbeiter hätte entlassen müssen: „Die Jungens können ihr Handwerk, keinem Kontrolleur sind Fehler vorzuwerfen.“
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