: Israelisch-palästinensischer Papierkrieg
■ Die israelische Regierung behauptet, die PLO habe einem Dokument zugestimmt, von dem sie nun nichts mehr wissen will / Palästinenser fordern von Arafat Reformen
Tel Aviv/Kairo (taz/AFP/wps) – „Wir werden sie ein wenig schwitzen lassen, Israel hat es nicht eilig“, erklärte Israels Ministerpräsident Rabin am Sonntag seinen Ministern die Verhandlungsstrategie gegenüber den Palästinensern. Gestern erläuterte Außenminister Peres, warum er nicht wie geplant in Kairo mit Vertretern der PLO am Verhandlungstisch saß. Die in dem „Verbindungskomitee“ getauften Verhandlungsgremium vertretenen Palästinenser weigerten sich, ein Positionspapier zu unterschreiben, dem sie angeblich längst zugestimmt haben. „Eine einmal gemachte Zusage muß eingehalten werden“, sagte Peres.
In den Augen des Leiters der palästinensischen Verhandlungsdelegation, Nabil Schaath, sah die Welt dagegen ganz anders aus. Niemals hätten Palästinenser dem Papier zugestimmt. In dem von den Israelis vorgelegten Dokument seien nur „einige Forderungen“ der PLO enthalten, weitere Vorschläge habe man den Israelis per Fax übermittelt. Was genau in dem Papier steht, war nicht zu erfahren. Während die israelische Regierung keine Hinweise darauf gab, wann und wo weiterverhandelt werden soll, ging Schaath davon aus, daß dies heute in dem ägyptischen Badeort Taba geschehen wird.
Offenbar unbeeinträchtigt durch die Krise, wurden gestern in Paris die israelisch-palästinensischen Gespräche über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen wieder aufgenommen. Hinter verschlossenen Türen berieten Palästinenser und Israelis über Steuern, Handel, Banken und ob die Palästinenser eine eigene Währung einführen dürfen.
Währenddessen bläst PLO- Chef Arafat aus diversen Richtungen der Wind ins Gesicht. Der ägyptische Außenminister Amre Mussa flog gestern nach Amman, um im Streit zwischen ihm und dem jordanischen König Hussein zu vermitteln. Hussein hatte Arafat zuvor ultimativ dazu aufgefordert, seine Verhandlungen mit den Israelis bis zum heutigen Dienstag mit Jordanien zu koordinieren. Wenn die PLO-Führung „keine sinnvolle und glaubwürdige Zusammenarbeit“ anbiete, werde Jordanien „seinen eigenen Weg gehen“, warnte der König.
In Tunis empfing Arafat unterdessen Palästinenser aus den besetzten Gebieten. Die Besucher unter der Führung des ehemaligen Leiters der palästinensischen Delegation in Washington, Haidar Abdel Schafi, überreichten ihm eine Petition zur Demokratisierung der PLO. In dem von 118 führenden PalästinenserInnen unterschriebenen Dokument wird die Gründung einer „kollegialen Führung“ der Organisation gefordert. Kommentar Seite 10
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