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Hackmanns heimlicher Vorstoß

■ Hafenstraße: Voscherau läßt Innensenator abblitzen / Hackmann auf Kompromißkurs? / Offiziell will niemand etwas wissen Von Uli Exner

Offiziell bleiben die Senatorenschultern eng geschlossen, doch hinter den Kulissen ist Henning Voscheraus Hafenstraßen-Räumungskurs umstrittener denn je. Nach Informationen der taz hat sich inzwischen auch Innensenator Werner Hackmann beim Bürgermeister für ein Kompromißangebot an die Bewohner der umstrittenen Häuser eingesetzt.

In einem vertraulichen Gespräch mit dem Senatschef unterbreitete Hackmann, bis dahin stets auf Voscherau-Linie, folgenden Vorschlag: Die Stadt Hamburg überläßt dem Projekt das besetzte Haus, links der Balduintreppe. Auf den Grundstücken rechts der Treppe bleibt es bei den Plänen des Senats. Die Häuser dort werden abgerissen, statt dessen die vom Senat gewünschten Neubauten im sozialen Wohnungsbau errichtet.

Ein Vorschlag, mit dem sich zwar auch die Hafensträßler kaum anfreunden könnten, der aber zumindest als Signal zu werten gewesen wäre, daß auch die Stadtregierung bereit ist, ihre starre Position zu überdenken.

Das Signal wird es nicht geben. Voscherau ließ seinen Innensenator abblitzen, beharrt weiterhin auf seinem Modell „rechtsstaatliche Lösung“, soll heißen: Räumung und Abriß aller Häuser, sobald das Bundesverfassungsgericht die Räumungsurteile des Hamburger Landgerichts für verfassungskonform erklärt und die Bürgerschaft für eine Räumung votiert hat.

Offiziell ist der Hackmann-Vorstoß in Behörden und Rathaus - dem Ergebnis entsprechend - nicht bekannt. Hackmann wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. Voscherau ließ dementieren, daß das Gespräch mit dem Innensenator überhaupt stattgefunden hat.

Auch dem neuen Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow ist der Hackmann-Vorschlag nach eigenen Angaben unbekannt. Der Voscherau-Intimus geht davon aus, daß die Bürgerschaft im Februar den Bebauungsplan für die Hafenstraße verabschieden wird, und dann die Bebauung der derzeit brachliegenden Grundstücke zwischen den Häusern beginnt. Nach den Plänen der Hafenrandgesellschaft, versteht sich, nicht nach denen der Genossenschaft.

Daß letztere abgelehnt werden, daran will der Senat erst gar keine Zweifel aufkommen lassen. Eine Einladung der bei der renommierten Patriotischen Gesellschaft eingerichteten „Dialog-Kommission Hafenstraße“ zu einer Diskussionsveranstaltung lehnten sowohl Mirow als auch Hafenrand-Chef Dircksen ab. Die Kommission will sich am kommenden Donnerstag über die beiden unterschiedlichen Bebauungspläne informieren und anschließend darüber diskutieren.

Ihre Teilnahme zu der Veranstaltung haben unter anderem Bischöfin Maria Jepsen, Robert Vogel, Jan-Philipp Reemtsma und auch Oberbaudirektor Egbert Kossak zugesagt. Ziel der Dialog-Kommission ist, Senat und Bürgerschaft einen Vorschlag für eine friedliche Kompromißlösung an der Hafenstraße vorzulegen.

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