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Buthelezi spielt Kasperletheater

Nach einem Treffen mit Mandela verkündet Südafrikas Inkatha-Führer, eine Wahlregistrierung seiner Partei zu erwägen, hält aber die Frage der Wahlteilnahme weiter offen  ■ Aus Johannesburg Willi Germund

Lächelnd präsentierten sich ANC-Führer Nelson Mandela und Mangosuthu Buthelezi, der Chef der konservativen Schwarzenbewegung Inkatha, nach dem siebenstündigen Gesprächsmarathon der Presse. Was sie da am Montag abend nach ihrem Gipfeltreffen in Durban verkündeten, war dünn in der Substanz, aber vielsagend in der Symbolik: ANC und die Inkatha-Freiheitspartei (IFP) wollen Wege ausloten, wie eine internationale Vermittlung noch bestehende Probleme überwinden kann – Inkatha verlangt eine stärkere Absicherung der Befugnisse der Provinzregierungen als bisher und eine sichere Zukunft für das Königreich der Zulus. „In diesem Zusammenhang würde die IFP in Erwägung ziehen, sich provisorisch gemäß dem Wahlgesetz registrieren zu lassen“, heißt es dann sybillinisch in der gemeinsamen Erklärung. Bisher wollte Inkatha Südafrikas erste demokratische Wahlen Ende April boykottieren. „Es handelt sich hier nicht um eine diplomatische Übung“, meinte Buthelezi, um gleich darauf abzuwiegeln: „Unsere Registrierung bedeutet ja nicht, daß wir tatsächlich teilnehmen werden. Die Wahlteilnahme hängt davon ab, ob die anderen Probleme ausgeräumt werden können.“

„Ich glaube, wir haben eine solide Grundlage für weiteren Fortschritt gelegt“, hoffte Mandela dennoch. Die offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten konnten beiden Politikern die Laune nicht verderben. Im Juni des vergangenen Jahres, als die beiden Politiker sich das letzte Mal begegnet waren, sah die Stimmung ganz anders aus. Damals reichte es nicht einmal für belangloses Plaudern in den Verhandlungspausen. Diesmal gab es jede Menge Small talk.

Buthelezi hat das Rampenlicht bitter nötig. Noch immer hält er an dem Glauben fest, ihm gebühre eine ebenso wichtige Rolle in der südafrikanischen Politik wie Mandela und Staatspräsident Frederik W. de Klerk. Statt dessen wird der Inkatha-Führer als unbequemes drittes Rad am Wagen behandelt. Nicht nur Buthelezi reagiert verbittert, sondern auch viele Zulus. Bei ihnen schleicht sich oft Hochmut gegenüber Nicht-Zulus ein: „Muntu“ lautet das Zulu-Wort für eine Person – es kann nur auf einen Zulu angewendet werden; der Rest der Welt besteht aus „Mutukazana“, aus „Persönchen“, die nicht für voll genommen werden. In Bussen haben Zulus denn auch oft keine Probleme, sich voller Verachtung lauthals über Mitreisende lustig zu machen. Kein Wunder, daß ein gut gemeinter Vorschlag bei dem Treffen zwischen Mandela und Buthelezi im Juni des vergangenen Jahres danebenging. „Ich habe ihm angeboten, Minister oder mein Stellvertreter zu werden“, erzählte Mandela später Diplomaten. Buthelezi faßte diese Einladung als persönliche Beleidigung auf.

Dennoch gibt das neue Mandela-Buthelezi-Treffen neue Hoffnung, zumal sich nun die rechtsextremen weißen Reformgegner von ihrem Verbündeten Inkatha ein bißchen im Stich gelassen fühlen müssen. Südafrikas weißes Parlament verabschiedete gestern auf einer Sondersitzung in Kapstadt mehrere Verfassungsänderungen, die den Wahlboykotteuren entgegenkommen sollen: Unter anderem wird die bereits abgelaufene Frist für die Wahlteilnahme bis Freitag verlängert. Diese und andere Verfassungsänderungen, die die Kompetenzen der Regionen betreffen, wurden allerdings bereits von Buthelezi als „Rezept für ein Desaster“ abgelehnt.

Falls nun aber eine Wahlbeteiligung Inkathas doch noch zustandekommen soll, wird es ein großes Problem geben: die Zeitfrage. Vor dem Treffen hatte Mandela noch verkündet, eine Verschiebung der für 26. bis 28. April geplanten Wahlen, wie Buthelezi sie verlangt, komme nicht in Frage. Wie aber dann noch vor den Wahlen die angestrebte „ausländische Vermittlung“ zustandekommen soll, weiß keiner. Staatschef de Klerk sagte auch gestern vor dem Parlament, für eine ausländische Vermittlung gebe es keine Zeit.

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