■ Urdrüs wahre Kolumne
: Auf den Stammtisch genagelt

Gestern gesehen am Findorffer Grünzug. Ein Motorradfahrer vom herzlich-rauhen Typus macht seine Maschine fit für den Frühling. Putzt mit sichtlicher Zuneigung so ziemlich alles, was da blitzen und glänzen soll, krönt seine Bemühungen schließlich mit einem satten Kuß (!) auf den mit dem letzten Einhorn bemalten Tank. Bemerkt schließlich den irritierten Zuschauer und läßt sich daraufhin bei nur mäßig verlegener Gesichtsrötung so vernehmen: “Wir werden doch alle mal ganz gerne geknuddelt, oder?!“ Wer wollte dem widersprechen..?

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Und wenn die Welt voll roter Teufel wär – einer hält stand: der Herr Voigt vom Bremer Philologenverband! „Der Sozialismus ist weltweit gescheitert – der bremische SPD-Bildungssenator hat es noch nicht gemerkt“ brandmarkt gez.Voigt, Vorsitzender, in seiner jüngsten Epistel, die als Presseerklärung zu bezeichnen wirklich untertrieben ist. Da steht dieses philologische Mönchlein wacker vor den bolschewistischen Königsthronen dieser Stadt und nagelt seine Thesen auf den Stammtisch: Da unternimmt die SPD „den unglaublichen Versuch, ein sozialistisches Schulsystem einzuführen“, da wird gegen den parlamentarischdemokratischen Rechtsstaat verstoßen, Niveau und Standards gehen verloren und Bildungsgänge “de jure und de facto abgeschafft“. Wie schön, daß sich diese Stadt noch ein solches Gymnasialfossil im Freilichtmuseum ohne störende Gitter und Trennwände leisten kann.

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Michelangelo hat am 6. März auch heuer wieder Geburtstag und würde sich über viele viele putte Personal Computer freuen. Damit die Freude nicht zu überschwenglich wird, warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik auch diesmal wieder vor dem liebenswerten Virus und fordert zur Sicherung aller Daten auf. Wir aber erklären: „Wir halten zu dir, Michelangelo. Genauso wie zu Dagobert!“

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So liest frau es im Inseratenteil der anderen Bremer Tageszeitung, zweispaltig, 30 mm: „Ein wohlhabender ägyptischer Geschäftsmann der Deutschland und die Deutschen liebt, möchte ein hübsches deutsches Mädchen heiraten. Für sie wird ein großes Haus in Bremen eingerichtet, ein toller Wagen als Geschenk gegeben sowie ein substantielles monatliches Taschengeld zur Verfügung gestellt. In Kürze wird ein Treffen im Hotel Marriott in Bremen stattfinden.“ Liebesgrüße erreichen den großherzigen Investor Ahmed Moussa unter der Anschrift 14 Mosadak Street, Dokki, Kairo.

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Am Mißbrauch des Apostroph bei angesagtem Genitiv erkannte man bislang entweder den Ossi Silvio mit Silvio's Pommfritt's-Klause oder den Einflußagenten amerikanischer Unkultur. Nun aber muß man auch den Bremer Skatverband in diese Deppenkiste packen, ruft er doch für das Wochenende Bremen's Skat-elite zum Meisterschaftsturnier nach Delmenhorst. Ein Fall für das Skatgericht ?

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Zupft uns unheimlich ungefragt in der Haushaltswarenabteilung der Kaufhalle ein grottenolmiger Wicht mit Ostpreußen-Zeichen am Sakko, um uns einen Zettel in die Hand drücken. „Damit Sie mal die Wahrheit über Herbert Wehner kennenlernen!“ War dann aber gar nix über Onkel Herbert, war ein Flugblatt zum Frauenstreik, das da im demagogischen Eifer aus dem „Umweltschutz - Wir machen mit!“-Leinenbeutel gezogen wurde. Das erinnert uns natürlich an die angenehme Pflicht, den Leserinnen dieser Zeilen zum 8.März alle nur denkbaren Erfolge zu wünschen. So schreibt die große Gottesmutter auch auf krummen Zeilen grade!

Ulrich Reineking-Drügemöller