Keine Zensur -betr.: "Fronten verwechselt", taz vom 3.2.94 und "Terz im Kino", taz vom 4.2.94

Warum schafft es Eure Berichterstattung nicht, aus der Polemik auszusteigen und über die Aktionen vor den Aufführungen des Films „Beruf Neonazi“ so zu berichten, daß es für die inhaltliche Auseinandersetzung etwas bringt? Statt dessen pickt ihr sensationslüstern Einzelheiten heraus, um die AktivistInnen in eine Ecke zu drängen. (...) Auch wenn manchen die Aktionsform nicht gepaßt haben mag, kann mensch sich doch trotzdem mit den Beweggründen der AktivistInnen auseinandersetzen.

Der Film ist in seiner Machart schon Träger faschistischer Theorie - so wie auch das Metropolis richtig erkannt hat. Indem sie den Film trotzdem der Öffentlichkeit zugänglich machen, unterstützen sie die Taktik der FaschistInnen, die Diskussion in der Öffentlichkeit durch Präsenz zu beeinflussen. Eine Kommentierung ändert hieran nichts. Und wenn die ZuschauerInnen in ihrer abschließenden Diskussion noch nicht mal soweit kommen, über antifaschistischen Widerstand zu reden, bleibt die Frage, was das ganze Diskutieren soll. Vielleicht kein Wunder nach einem Film, der nur ohnmächtige Wut hinterlassen kann.

Es gibt außerdem andere Filme, um sich über die Vorgehensweise der FaschistInnen ein Bild zu machen. Filme, die auskommen, ohne durch ihre Darstellung die Menschenwürde mit den Füßen zu treten, ohne sensationsgierig einem Faschisten die ganze Breite der Leinwand zu überlassen. (...)

Kerstin Rabenstein