: Dem Haus der Demokratie „geht's an den Kragen“
■ Bauakten spurlos verschwunden / Grand-Hotel will Kongreßzentrum bauen
Um das „Haus der Demokratie“ (HdD) in der Friedrichstraße findet wieder einmal absurdes Theater statt. Diesmal geht es nicht wie üblich darum, der Treuhand auf die Füße zu treten, damit sie endlich die Rückerstattungsanträge der Preussag AG zurückweist und das Haus der Bürgerbewegung offiziell übereignet. Diesmal geht es um verschwundenen Bauakten aus SED-Zeiten. Sollten diese Akten nicht bis kommenden Dienstag auftauchen, könnte es „uns an den Kragen gehen“, meint der Geschäftsführer des HdD, Klaus Wolfram. Denn damit würde der Beweis fehlen, daß die Stadträtin für Bau- und Wohnungswesen Dorethee Dubrau (Bündnis Mitte) im Begriff sei, uralte Nutzungsrechte des Hauses einfach an das Grand-Hotel Maritim zu verschleudern. „Dies sind aber Rechte“ meint er, „die, wenn sie nicht mehr bestünden, die Arbeitsfähigkeit des Hauses schwer gefährden würden.“
Denn die Stadträtin will dem Nobelhotel an der Friedrichstraße noch im März erlauben, gegenüber, in der Behrenstraße 23-24, ein Haus abzureißen und anschließend ein neues Kongreßzentrum zu bauen. Problem: Das Kongreßzentrum soll bis an die Brandmauern des „Haus der Demokratie“ reichen. Vorbereitende Maßnahmen wurden bereits getroffen. Die Zufahrt zum Hof und zu den Garagen ist geschlossen, die dort stehenden Mülltonnen schon von der Stadtreinigung abgeholt. Auch die noch vorhandenen Fenster des Seitenflügels sollen bald zugemauert und, besonders fatal, damit auch die Fluchtwege auf den Hof versperrt werden. Dies kollidiert aber mit den Brandschutzbestimmungen. Will also das HdD die vielen Büroräume im Seitenflügel weiter nutzen, muß sie einen neuen Fluchtweg, das heißt eine neue Treppe mit einem neuen Ausgang zur Straße bauen. Nach Schätzungen von Architekten kosten diese Umbaumaßnahmen aber etwa sechs Millionen Mark. Den Bürgerrechtlern ist das zuviel.
Deshalb müssen die Akten dringend her, denn, so Wolfram, „es sind die einzigen Beweise dafür, daß der Hof mit allem, was dazugehört, integraler Bestandteil unseres Hauses ist“. Die Bürgerrechtler könnten dann bis kommenden Dienstag entweder Widerspruch gegen die sie beengenden Baumaßnahmen einlegen oder aber das Grand-Hotel zwingen, sich an den Umbaukosten im HdD zu beteiligen. Aber die Zeit läuft den jetzigen Nutzern und der ebenfalls protestierenden Treuhand, die das Haus offiziell verwaltet, davon. Denn die Akten lassen sich nicht finden. Weder dort, wo sie hingehören, beim Bauamt Mitte, noch bei der PDS, deren Vorgängerin das Haus seit den fünfziger Jahren mehrfach umgebaut hat. Klaus Wolfram findet das „sehr merkwürdig“. Und er will nicht ausschließen, daß diese Akten „zufällig verloren“ sind. Dem Bauamt Mitte und dem Grand-Hotel würde dies gut passen, sagt er. aku
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen