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Kameraden jagen

■ Nazi-Infotelefon“ outet „Verräter“

Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zu den Urhebern der Neonazi-Hetzbroschüre „Der Einblick“ haben die deutsche Rechte offenbar tief gespalten. Nach dpa-Informationen rufen Neonazis nun auch zu Gewalttaten gegen einen ihrer eigenen Kameraden auf: Dem 23jährigen Wiesbadener Stefan C., der sich nach eigenen Angaben von der rechten Szene losgesagt hat, wird über das in Hamburg geschaltete „Nationale-Infotelefon“ vorgeworfen, den mutmaßlichen Urheber der Neonazi-Broschüre und Rüsselsheimer Rechtsradikalen Norman-Wolfgang K. an den hessischen Verfassungsschutz verraten zu haben.

K., der in einem Kölner Gefängnis in Untersuchungshaft sitzt, war Anfang Februar 1994 in Rüsselsheim verhaftet worden. Von der Bundesanwaltschaft wird der 25jährige verdächtigt, gemeinsam mit anderen die Herausgabe des „Einblick“ vorbereitet zu haben. Die Bundesanwaltschaft ermittelt auch gegen den Wiesbadener C., der für einige Zeit untergetaucht war. Durch seine Aussage gegen K. habe er versucht, strafmildernde Umstände zu erzielen, hieß es in einer Ansage des „Nationalen Infotelefon“ vom 14. Februar 1994.

Entsprechende Informationen bestätigte der Hamburger Verfassungschutz-Chef Ernst Uhrlau gestern. Von einem Aufruf zur Gewalt gegen den 23jährigen, wie er aus der Szene bestätigt wird, sei ihm aber nichts bekannt.

Nach den Worten Uhrlaus kann der Hamburger Verfassungschutz nicht gegen das Nationale Infotelefon in der Hansestadt vorgehen, weil darüber bislang zu keinem strafrechtlich relevantem Verhalten aufgerufen worden sei. Die Bandansagen würden von den Behörden aber seit Monaten mitgeschnitten.

lno/mac

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