Parteiloser Querdenker -betr.: "Lokalkoloratur", taz vom 12.3.94

Betr.: „Lokalkoloratur“, 12.3.94

Liebe TazlerInnen,

vielen Dank für das nach wie vor anhaltende Interesse an meinem beruflichen Werdegang. War es vor einem Jahr noch der „Pornoliebhaber“, so ist es diesmal „sozialdemokratisches Behördenrecycling“. Man kennt sich, man neckt sich, man liebt sich halt...

Nur eins hat mich doch ein wenig stutzig gemacht. Wie ich bisher unserem gemeinsam heiß geliebten Blättchen mit schöner Regelmäßigkeit entnehmen konnte, handelt es sich bei der SPD doch um einen finsteren Hinterzimmer-Verein, der permanent mauschelt und am Filz leider immer noch nicht erstickt. Wieso aber „recycelt“ ausgerechnet diese finstere Vereinigung mit dem Umweg über die Wissenschaftsbehörde einen erklärt parteilosen Journalisten, der in vielen Fragen zur landläufig herrschenden SPD-Meinung auch noch quer liegt?

Nur ein Fehler in der Regie bei Euch? Oder sollte sich die neue Offenheit, die die SPD so unverschämt für sich in Anspruch nimmt, darin ausdrücken, daß eine Behörde, der ihr mal so nebenbei Filz unterstellt, nicht nach Parteibuch entscheidet? Wenn ja, wahrlich, finstere Zeiten für simpel gestrickte taz-Weltbilder...

Klärt mich bei Gelegenheit, am besten bei einem Weinchen (Pfalzwein bevorzuge ich - auch schon verdächtig), auf. Bis bald

Tom Janssen