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Rüstungsschmiede -betr.: "Nur Spielzeug?", taz vom 9.3.94

„Nur Spielzeug“? vom 9.3.1994

Die Rüstungsindustrie klagt über Auftragsmangel. Die Rüstungsschmiede Atlas-Elektronik will jetzt einen Auftrag für 4 U-Boote im Umfang von 2,8 Milliarden DM sogar vorfinanzieren. Damit sollen Arbeitsplätze und Anteile auf dem internationalen Rüstungsmarkt gesichert weden. Immer noch wird auf Rüstungsproduktion als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gesetzt. Das ist ein alter, verhängnisvoller Hut. Und daß die Leitungen von Atlas-Elektronik und anderen Rüstungsbetrieben auf ihn setzen, zeigt, daß sie nichts in der Vergangenheit dazugelernt haben. Da hat nämlich die Rüstungsindustrie viel an militärischen Aufträgen verdient. Indem der Osten Europas zum Teufel hochstilisiert wurde, flossen die Milliarden für die Rüstung in Strömen.

Der Gedanke, zivile Güter statt Waffen zu bauen, wurde durch solch ein Füllhorn verdrängt und wenn überhaupt nur halbherzig verfolgt. Das war ein Fehler, der sich nun rächt. Die Bosse der Rüstungsindustrie müssen sich fragen lassen, weshalb sie ihre Betriebe nicht längst auf die Herstellung ziviler Güter umgestellt haben. Da antwortet die Firmenleitung von Atlas-Elektronik, der Markt für zivile Güter sei längst gesättigt. Das sind ja ganz neue Töne in diesem Land, wo doch die Werbung stets auf's Neue Nachfrage für alle möglichen und unmöglichen Dinge produziert. (...)

Die Rüstungskonversion, so ist mein Eindruck, scheitert sowohl (und nicht nur) bei der Firmenleitung von Atlas-Elektronik als auch bei der Bundesregierung am guten Willen. Wer 2,8 Milliarden DM für Todesmaschinerie übrig hat, könnte dieses Geld auch in Sinnvolles wie z.B. Umwelttechnologie stecken (da ist der Markt sicher nicht erschöpft).

Joachim Fischer

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