: Vox -Pleite trifft Bremen
■ Kommt danach nun ein Bremer Fenster?
Der sozialdemokratische Traum einer eigenen Stimme im Bereich des privaten Fernsehens, die nicht nur Unterhaltungs-Gedudel bringt, ist gescheitert: Vox, für das die SPD-regierten Länder Hessen, Saarland, NRW und Bremen Fernsehfrequenzen verteilt hatten. Daß dieses Programm auch „in angemessener Weise über die Länder“, die die Frequenz zur Verfügung stellen, berichten soll, steht im Staatsvertrag. Jürgen Busch, Rundfunkreferent im Bremer Rathaus, übernahm am 1. April 1994 die Rechtsaufsicht (bisher war das Saarland zuständig) und will ganz formell bei dem Vox-Abwickler anfragen, wie dies denn bisher realisiert wurde.
Er ahnt dabei, daß es nicht über Bremen berichtete. Bremen hat dies bisher hingenommen, weil über „Tele Bremen“, die bremische Privatfernseh-Firma an der Schlachte, immerhin „Heureka“, das Erfinder-Magazin für das Sonnabendprogramm von Vox produziert und so der zart entwickelte „Medienstandort Bremen“ gestärkt wurde.
Etwa 20 Prozent der Aktivitäten von Tele-Bremen, so der Geschäftsführer Hans-Helmut Euler, sind für Vox – gewesen, wird man bald sagen müssen. Aus Bremen waren auch buten&binnen-Profis abgeworben worden mit dem Versprechen eines informationsintensiven Fernsehprogramms.
Tele-Bremen wird an der Vox-Pleite nicht in die Knie gehen. Größere Hoffnungen auf lukrative Programmaufträge für Vox hatten sich die Privatfernsehmacher schon vorher abschminken müssen. Aber die Hoffnung, daß Bertelsmann die Lizenz für ein neues Experiment hält, muß Euler jetzt wohl aufgeben.
Für den Fall, daß die Vox-Lizenz demnächst einfach an RTL 2 oder Pro7 vergeben wird, baut man im Bremer Rathaus jetzt vor: Wenn das Programm, das über die Westschiene ausgestrahlt wird, schon nicht vorzeigbar ist als Modell sozialdemokratischer Medienpolitik, dann soll wenigstens eine halbe oder vielleicht eine ganze Stunde für Bremen dabei abfallen, sei es im Rahmen von „Ballungsraum-Fernsehen“, sei es für ein vorzeigbares überregionales Magazin. K.W.
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