: Einfallsloser Antifaschismus
■ Betr.: „Antikommunist aus ,inne rer Verletzung‘“, „Der Täter als Opfer“, taz vom 18.3.94
Die meisten Linken haben heute außer einem einfallslosen Antifaschismus nichts zu bieten. Und wer sich der antifaschistischen Rhetorik verweigert, gilt als rechtsradikal. Das weite Spektrum von Konservativen, Nationalen, Rechtsintellektuellen, Rechtspopulisten, Neonazis, Rechtsradikalen und Rechtsterroristen wird auf einen Punkt zusammengeklopft. Ihre Unterscheidung zwischen Rechten mit und Rechten ohne Baseballschläger ist da schon ein Höhenflug an Differenzierung in dieser Mode des Simplifizierens.
Immer mehr unabhängige Köpfe verweigern sich dieser Selbstreduzierung auf einen antirechten Affekt. Leute wie Rainer Zitelmann sind für den rechtsradikalen Terror genauso wenig verantwortlich, wie es Heinrich Böll für die RAF war. Jedenfalls ist es sittenlos, einen Historiker, der fragt, wie Hitler zu verhindern gewesen wäre, als Freund der Neonazis zu verleumden. Wer politische Gewalt verhindern will, sollte zuerst der Gewalt des politischen Freundes entgegentreten. Ich werde mich mit jedem Opfer von Gewalt solidarisieren.
Es hat überhaupt nichts mit „rechtem Outing“ zu tun, wenn jemand linke politische Ideale nicht auf dem internationalistischen Holzweg zu erreichen versucht, sondern mit einer Politik der nationalen Bescheidenheit. Schon wird den Grünen in Leitartikeln ein „national-ökologischer Sonderweg“ vorgeworfen, weil sie ihre ehrgeizigen umwelt- und friedenspolitischen Ziele selbstredend nicht im europäischen Gleichschritt erreichen können. Wann begreifen die Mehrheitslinken endlich, daß sie auf der internationalen Ebene lediglich Anhängsel gegnerischer Mächte sein werden? Nationale Orientierung führt nur dann früher oder später nach rechts, wenn Links und National als Gegensätze propagiert werden, was sie weder theoretisch noch historisch zwangsläufig sind – auch nicht in Deutschland. Dr. Alfred Mechtersheimer,
Friedenskomitee 2000
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