: Unterm Strich
Für Sie gelesen und mehr oder weniger düpiert beiseite gelegt: Im neuen Splatting Image springt einen zunächst die „Obersau“ an, als die Drew Barrymore (neues Busenwunder aus z.B. „Poison Ivy“) da so schlankerhand beschrieben wird. Nichts gegen handfeste Beleidigungen, aber das lappt doch irgendwie ins Dumm-Faschistische (ohne gänzlich dort anzulangen, gewiß!). Dann aber wieder gut zu wissen: Man schaut jetzt Polizioteschi, italienische Polizeifilme der 70er Jahre (mit annern Worten: Japan ist out), und zwar gern mit Maurizio Merli. Diese erfreuen sich einer Konjunktur, weil die Fangemeinde gegenüber allwissenden Detektiven den Wunsch verspürte, sie mögen sich ihre nachdenklichen und omnipotenten Meerschaumpfeifen mit Lichtgeschwindigkeit in den Arsch schieben. Zwischendurch aufgemuntert, etwas von Rex Gildo zu singen, zu einer schönen Flasche Wein, wird der Leser flugs darüber informiert, daß der unglückliche Schauspieler, dem in „La Mano spietata della legge“ (nicht Leggewie, he!) von Klaus Kinski (!) der „Hoden gesotten“ wird, Luciano Rossi heißt. Man spricht sich in „Napoli Violenta“ zärtlich mit „Sackratte“ an, und insgesamt empfiehlt das Heft: „Es handelt sich hier um einen dick auftragenden, gewalttätigen, vulgären und höchst anfechtbaren Kriminalfilm, den man sich unbedingt ansehen sollte.“ In der Mitte finden sich, unter Schnittparade, exakte Auflistungen von Zensurfällen. Wenn ein Film einundvierzig Schnitte hat, werden eben einundvierzig aufgeführt: „McCoy versemmelt seinen Gegner (10 sec). McCoy läßt den Arm seines Gegners knacken (3 sec). Der Gegner (sic!) bekommt noch: drei Schläge, zwölf Kicks in die Fresse“ usw. Fans tauschen dann deutsche gegen kanadische Schnittfassungen. man gleicht so lange ab, bis man den Film zusammen hat. Wäre mal interessant, wo der Chinese zensiert und wo der Schleswig-Holsteiner. Unseren kleinen Ausritt in der Reihe „Wie die andern lachen“ beenden wir mit einem kleinen Blick auf die letzte Seite von Splatting Image, auf der Graf Haufen, der noch mal alle Götter der 60er- und 70er- Jahre-Koprophagie/philie, lililie etc. paradieren läßt, also Otto Mühls „Scheißkerl“, Ottmar Bauer und deren Fortsetzung mit anderen Mitteln z.B. bei Throbbing Gristle, die sich bei kulturell avancierteren Kollegen im Hause mopsigster Beliebtheit erfreuen.
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