Nagel entmachtet Steglitz

■ Bausenator zieht Vorhaben über jüdisches Mahnmal an sich

Das Denkmal für die ermordeten Juden auf dem Hermann-Ehlers-Platz in Steglitz wird gebaut. Mit dem gestrigen Tag zog Bausenator Wolfgang Nagel das gesamte Vorhaben an sich. Erst kürzlich hatte der SPD-Politiker den Bezirk aufgefordert, sich bis zum 2. Mai für eine Realisierung des Mahnmals auszusprechen. Daß Nagel seine Drohung wahrmachte, wurde in der Bauverwaltung mit der gestrigen Antwort des Steglitzer Bürgermeister Herbert Weber (CDU) begründet. In dessen Schreiben habe es „keine einzige Willensbekundung“ für die Errichtung des Mahnmals gegeben, meinte die Sprecherin der Bauverwaltung, Petra Reetz.

Tatsächlich verwies Weber in seinem Schreiben an Nagel lediglich auf die nächste Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 18. Mai, bei der die Verordneten auch die „über die bezirklichen Grenzen hinausgehende öffentliche Diskussion des Vorhabens in ihre Erwägungen miteinzubeziehen haben“. Ansonsten übte der Steglitzer Bürgermeister scharfe Kritik an Nagels Schritt und sprach von einer „offensichtlich rechtswidrigen Weisung“, mit der die Rechte der Bezirke willkürlich unterlaufen würden. Das Vorgehen sei „anmaßend und ausschließlich politisch motiviert“.

Ob der Bezirk rechtliche Schritte erwägt, war gestern nicht zu erfahren. Eine Mehrheit von CDU, FDP und Reps hatte bislang das preisgekrönte Projekt der neun Meter langen Spiegelwand, auf der die Namen von rund 2.000 deportierten Juden eingraviert sein sollen, abgelehnt. Zuletzt votierten die drei Parteien im bezirklichen Bauausschuß gegen das Mahnmal.

Die Senatsbauverwaltung will das Denkmal möglichst bald errichten. Die technischen Details werden schon heute Thema einer Beratung zwischen der zuständigen Abteilungsleiterin für Architektur und Städtebau, Ulla Luther, und den Architekten Wolfgang Göschel und Joachim von Rosenberg sein. sev