Raspo gegen den FC Barcelona

■ Rothenbaum: Michael Stich putzt den Spanier Carlos Costa und trifft im Halbfinale auf einen Kalaschnikow genannten Russen Von Nina Westphal

Erleichterung bei der blonden Frau in Grün: denn er ist weiter. Die Frau Gemahlin von dem Herrn Stich aus Elmshorn beobachtete den Viertelfinalsieg ihres Gatten über den Spanier Carlos Costa - welcher gar nicht so leicht errungen war. Neben Coach Niki Pilic sitzend, verfolgte sie das 6:4 im ersten Durchgang, den aus familiärer Sicht vermurksten 2. Satz (7:6) und den 3. Satz (6:4) mit.

Anfangs schien die deutsche Tennis Nummer 1 und führender der Tennis-Psycho-Weltrangliste ein leichtes Spiel zu haben: Serve and Volley, Bum-Bum-Punkte sozusagen. Costa schüttelte unterdes den Kopf und säuberte die Grundlinie.

Im 2. Satz aber drehte der Spanier den Spieß um: Ließ den Deutschen mit dem Bahnhofsfriseur- Haarschnitt wütend gegen die grüne Wand treten und Schläger schmeißen, wofür das brav auf seinen Plätzen verharrende Publikum prompt pfiff. Zudem wurde noch für einen gewissen Boris applaudiert und ein Zuschauer brüllte dem gefrusteten Tennisspieler ein „Heul doch“ entgegen. Aber das macht der Michael doch nur am Muttertag. Da muß sich der Zuschauer noch bis zum sonntäglichen Finale gedulden.

Beim eigenen Aufschlag und möglichen Spielgewinn lag Stich also mit 0:40 zurück. Bangen in der grünen Kiste, in die der Spieler-Anhang gepfercht wird: Ein Tie-Break. Die Nummer 15 der Weltrangliste ließ dabei gegen die Nummer 2 im Tie-Break nichts unversucht. Der ehemalige Nachwuchsfußballer des FC Barcelona schlidderte aber auch jedem Ball mit großem Einsatz hinterher, errutschte sich schon im Aus geglaubte Bälle und bedankte sich beim Publikum mit Kußhändchen.

„Er ist unangenehm zu spielen“, urteilte der Absolvent des Elmshorner Bismarck-Gymnasiums über den Katalanen Costa hernach. „Der hat eine schnelle Hand und ein gutes Auge“, beschrieb Stich den spanischen Sandplatzspezialisten weiter und befand ihn als „tigergleich“. Und: „Ich wußte aber, daß ich noch eine Chance hatte“.

Stich, der bei Rasensport Elmshorn gegen den Ball trat, präsentierte im dritten Satz risikoreiches, recht flottes Tennisspiel. Er gewann. Na logo, und zog mit 6:4 ins Halbfinale.

Dort trifft er auf das russische Gewehr Yevgeny Kafelnikov. Der 20jährige Blonde aus Sochi schoß überraschend den Kontrahenten Krajicek mit 6:3 und 6:2 vom Platz. Auf seinen Spitznamen Kalaschnikov angesprochen, meinte dieser ganz keck: „Gegen den hab ich nichts einzuwenden“! Er lobte die Vorzüge dieser Waffe. „Wieso, die schießt sogar gut unter Wasser“ - meint er einen Erfolg beim Hamburgischen Regenwetter?