: „Job“-Verleger ohne Job
■ Die Arbeitslosenzeitung „Job“ entließ ihren Verleger
Nach „unüberbrückbaren Schwierigkeiten mit unserem Verleger Robert Gabor“, so heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiter der Zeitschrift Job, habe das Redaktionsbüro Böhm den Vertrag mit seinem Verleger gekündigt. Im Klartext: Bereits die dritte Ausgabe der erst seit wenigen Wochen erscheinenden ersten deutschen Arbeitslosenzeitung wird nicht mehr gedruckt.
Und genau da liegt die Ursache für den im Schreiben so vorsichtig formulierten Disput mit dem Gagenauer Yuppie-Verleger Robert Gabor. Dieser hatte dem Redaktionsteam nämlich stets versichert, daß er Job in Deutschland drucken werde. „Ich fiel aus allen Wolken“, sagt Chefredakteurin Ute Kretschmer-Rische, „als ich von dem Druckort Finnland erfuhr.“ Eine Zeitschrift, die sich für die Rechte der Arbeitslosen einsetze, könne es sich politisch nicht leisten, zur Vermeidung hoher Lohnnebenkosten im Ausland zu drucken. Die Redaktion revoltierte. Die Kündigung des Verlegers gilt als ein in der deutschen Medienlandschaft außergewöhnlicher Vorgang. In diesen Tagen laufen Verhandlungen mit zwei Verlagen.
Der erneute Aufstieg und Fall des Gagenauers wundert nicht. Robert Gabor ist kein Unbekannter. Schon seine Hochglanzmagazine Live Report und Unsere Neue verschwanden nach kurzer Zeit wieder vom Markt. Besser laufen die Sexheftchen und Rätselmagazine, die der Ferrari-Fahrer Gabor im Delta-Verlag herausgibt.
Allzu viel verlegerische Sorgfalt mochte er Job wohl nicht angedeihen lassen. Die Redaktion beklagt das „Unvermögen des Verlages“, Annoncen zu akquirieren. „Nahezu keine Anzeige wurde für das Arbeitslosenmagazin geschaltet“, heißt es in dem Mitarbeiterschreiben. Dabei hätten zahlreiche Firmen diesen Wunsch geäußert.
Nicht zuletzt stand auch das unruhige und kunterbunte Layout mit seinen Bonbonfarben in einem starken Gegensatz zu den inhaltlich nicht uninteressanten Beiträgen. Ohne Zweifel: Job bot Arbeitslosen einfache Erklärungen komplexer Sachverhalte — und war damit erfolgreich: 30.000 Exemplare wurden pro Ausgabe verkauft. Auch ohne Gabor soll die Marktnische nun weiter ausgebaut werden. In der nächsten Woche wird man sich auf einen der beiden neuen Verlage einigen. Ein Interessent möchte aus Job eine Wochenzeitung für Arbeitslose mit großem Stellenmarkt machen. Auch die Breuninger-Stiftung Stuttgart will vielleich in das Projekt einsteigen.
Im Hause Gabor will man nach Aussage des Assistenten der Geschäftsleitung, Dirk Stegenwaller, zu der Kündigung seitens der Redaktion noch keine Stellungnahme abgeben. Die Abgabe der Texte, so heißt es lapidar, sei für die dritte Ausgabe nicht pünktlich erfolgt. Tomas Niederberghaus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen