■ Die Verkehrsmoral der Radfahrer: Tödliche Regeln
Vor kaum einer Woche tötete ein Lastwagen in Kreuzberg beim Rechtsabbiegen ein sechsjähriges Kind auf seinem Fahrrad: Sein Vertrauen in eine grüne Ampel war tödlich. Das war nicht der erste Unfall dieser Art. Nicht anders als zynisch kann man deshalb den sogenannten Verkehrssenator Haase (CDU) nennen, dem zum Thema Verkehrsmoral von Radlern einfiel, diese würden sich schon allein deshalb verkehrsgerecht verhalten, weil „sich die relativ ungeschützten Radfahrer durch ihr Fehlverhalten vor allem selbst gefährden“. Wer daneben nur noch aufzählt, welcher Fehlleistungen sich Radfahrer schuldig machen und – neben der überfahrenen roten Ampel – vor allem die „Mißachtung der Radwegebenutzungspflicht, das Befahren von Radwegen oder Einbahnstraßen in der falschen Richtung sowie das unzulässige Befahren von Gehwegen oder sonstigen Fußgängerbereichen“ anführt, der offenbart, daß er über die Welt jenseits seiner Autofrontscheibe noch nie nachgedacht hat. Denn jene Regelüberschreitungen sind nur ein Reflex darauf, daß ein Vertrauen in die Straßenverkehrsordnung tödlich sein kann und manchmal nur das Ausweichen auf die Gehwege und die Falschfahrt durch die Einbahnstraße sicher zum Ziel führt. Wer darauf beharrt, daß die Regeln für alle gelten, schreibt dagegen die Ungleichheit der Verkehrsteilnehmer fest. Vorschläge, wie die Sicherheit verbessert werden könnte, gibt es viele – sie werden nur nicht umgesetzt. Deshalb ist der gezielte Regelverstoß möglicherweise die bessere Lebensversicherung. Gerd Nowakowski
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