: Sprecher von Heckelmann bei Rechten bekannt
■ Bonfert hat bei der ultrakonservativen Paneuropaunion seine Karriere gemacht
Die Kontakte des Hans-Christoph Bonfert, Sprecher des Innensenators Dieter Heckelmann (CDU), lösten letzte Woche einen Skandal aus. Mitarbeiter der Berliner Polizei stellten fest, daß Bonfert zum engeren Kreis um den Berliner Rechtsextremisten Hans- Ulrich Pieper zählt und auch mehrmals an dessen sogenanntem „Dienstags-Gespräch“ teilnahm. Vergangenen Freitag beschäftigte sich das Abgeordnetenhaus in einer Sondersitzung mit dem brisanten Thema. Heckelmann nahm seinen Sprecher in Schutz und bescheinigte ihm Unwissenheit über den Charakter und die Akteure des Treffens: Für ihn sei der Fall damit erledigt.
Doch Bonfert ist kein Neuling innerhalb der politischen Rechten. Seine Wiege steht bei der ultrakonservativen „Paneuropaunion Deutschlands“ des Otto von Habsburg. Über seine Arbeit als damaliger Landesvorstandsvorsitzender der Paneuropa-Jugend im Saarland gelangte er als Beisitzer in den Bundesvorstand der Mutterorganisation. Aktuell betätigt er sich im Redaktionsgremium ihrer Vierteljahreszeitschrift Paneuropa-Deutschland. Hier kommen vor allem die Rechtsaußen der CDU/CSU wie Wilfried Böhm (CDU) zu Wort, der 1992 zusammen mit Heinrich Lummer (CDU) für eine russisch-deutsche Republik Königsberg eintrat. Als Bundesvorstandsmitglied wird Bonfert mit Sicherheit gewußt haben, auf welchen politischen Schauplätzen er Kontakt suchte – zumal sich auch schon die Wege Piepers mit der Paneuropaunion kreuzten.
Pieper kam Ende der sechziger Jahre vom „Nationaldemokratischen Hochschulbund“ der NPD und arbeitete 1970 mit Sven Tomas Frank (heute Reps) und Frank Schwerdt (heute „Die Nationalen“) in der „Außerparlamentarischen Mitarbeit“ (APM) in Berlin. Diese nationalrevolutionäre Gruppe erreichte bundesweite Bedeutung und gilt als eine der Keimzellen der Neuen Rechten. 1971 schloß sich die als rechtsextremistisch geltende Organisation dem „Zollernkreis“ an, in dem auch Otto von Habsburg, Heinrich Lummer und Rudolf Kendzia (damals NPD) anzutreffen waren. Zu den Bundestagswahlen und den Münchner Stadtratswahlen 1990 kandidierte er für die „Republikaner“ und fungierte als Pressesprecher für die OB-Kandidatin Ingeborg Schönhuber. Im neurechten Blatt Criticon schreibt er seit 1972, um unter anderen die „sozialistischen Ideen“ des Strasser-Flügels in der NSDAP zu loben. 1992 veröffentlichte er hier ein „Bündnisangebot zur rechten Zeit“. „Für die Linke kann es heute eigentlich nur eine Alternative geben: den Weg nach rechts. Und auf diesem Weg der Wandlung werden Wegweiser wichtig werden.“ Die Wegweiser bietet er sogleich mit an: Rechte Leute, die von links kamen wie Reinhold Oberlercher, dessen „Reichsverfassungsentwurf“ er auf Tagungen der rechtsextremistischen Deutsch-Europäischen Studiengesellschaft (DESG) in Berlin mitdiskutierte, und Hans- Dietrich Sander, der in seiner Münchner Zeitschrift Staatsbriefe den Reichsgedanken wiederbeleben wollte. So trat auch das monatlich stattfindende „Dienstags-Gespräch“ im März 93 über Criticon und der Jungen Freiheit zum ersten Mal in die Öffentlichkeit: „Nach dem Vorbild der Düsseldorfer Herrenrunde hat sich in Berlin das Dienstags-Gespräch etabliert, ein Kreis von Führungskräften aus Wirtschaft und Medien.“ Die „Düsseldorfer Herrenrunde“ wurde vom Criticon-Autor Carl Zimmerer gegründet, der seit Jahren sowohl „Republikaner“ als auch die Junge Freiheit unterstützt. Das Dienstags-Gespräch versprach „unkonventionelle Meinungen“ und „Hintergrundinformationen aus erster Hand“, und die Referentenliste gibt dem recht. Vorgetragen haben bisher eben jener Carl Zimmerer, Prof. Wolfgang Seiffert (Referent auf DESG- Tagungen), General a.D. Günter Kiessling, nicht namentlich genannte Vorstandsmitglieder von VW und Borsig, Jörg Haider von der FPÖ, Manfred Brunner (Vorsitzender des „Bund freier Bürger“) und der Ex-Präsident der Hamburger Landeszentralbank, Nölling. Angekündigt waren Dr. Peter Staisch von n-tv und der stellvertretende Präsident des BKA, Dr. Köhler. Diese Runde dient als Plattform nach nationalrevolutionärer Strategie, um „nonkonforme“ rechtsextreme Kreise um die Junge Freiheit und Geschichtsrevisionisten um Rainer Zitelmann mit gesellschaftlich relevanten Kräften in Kontakt zu bringen. Die eigenen Kontakte reichen weit ins rechtsextreme Lager ums „Hoffman-von-Fallersleben-Bildungswerk“ und der neonazistischen „Berliner Kulturgemeinschaft Preußen“. Kurt Ohrowski
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen