: Nichts mit Sherwood Forest
■ Statt verklärter Robin Hood-Nostalgie von anno Tobak prägen Hightech und Innovationen das Bild der heutigen Bogenschützen
Sie sehen nicht aus wie Robin Hood, und selbst die Damen tragen keine grünen Strumpfhosen. Ist dies vielleicht der Grund, weshalb sich kaum jemand für das Bogenschießen interessiert?
Vorbei sind die Zeiten, als Bogenschützen wie Helden gefeiert wurden, weil sie Schlachten wie die von Crecy und Poitiers im Hundertjährigen Krieg entschieden. Als Jagdinstrument hat der Bogen in Europa gleichfalls ausgedient. „Wer auf Tiere schießt, fliegt sofort raus!“ droht Uwe Tomhave, Bogenreferent im Hamburger Schützenverband. Einziger Ersatz: auf Strohscheiben drapierte Tierbilder aus Pappe.
Weder der edelmütige Kampf des Rächers der Entehrten alias Kevin „Robin Hood“ Costner, noch die Vertreibung der Russen aus Afghanistan durch Muskelprotz Sylvester „Rambo“ Stallone haben einer der ältesten Sportarten der Welt zum erwünschten Boom verholfen. Kein Wunder, beide schossen meterweit an der Realität vorbei.
Gerade das Bogenschießen hat von der rasanten technischen Entwicklung der Sportgeräte profitiert. Die Recurve- und Compoundbögen setzen sich vorwiegend aus Glasfiber, Karbon oder als Non-plus-Ultra Keramik zusammen. Holz wird nur noch in Form von Laminat verwendet, als dünne, übereinandergeleimte Schichten, häufig in Verbindung mit Kunststoffen, wodurch die Stabilität des Bogens erhöht wird.
Der Hightech-Trend hat selbst den ehrwürdigen englischen Landbogen erfaßt: „Eigentlich wird er aus einem Eibenkern geschnitzt, aber der ist kaum noch erhältlich,“ bedauert Manfred Barth, Sportwart der Hamburger Schützen Gilde. Ein englischer Bogenschütze, der im Mittelalter noch für Angst und Schrecken sorgte, würde heute eher als Kuriosum bestaunt werden. Nur noch Puristen verwenden für Pfeil und Bogen reine Naturprodukte wie massives Holz, Federn und Naturdarm.
Wer wirkliche Meisterschützen wie Jens Lott und Astrid Hänschen, die alten und neuen Hamburger Meister in ihren Klassen (1.285 bzw. 1.236 Ringe), beim Schießen auf Scheiben sehen will, der sollte sich am Samstag auf der Bogenschußanlage Keustück in Langenhorn zur Norddeutschen Meisterschaft einfinden. Ab 9 Uhr heißt es für die rund 220 TeilnehmerInnen: „Alles in Gold.“ Sprich: ins Scheibengelbe sollen die Pfeile gehen.
Edwin Feindt
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