: TÜV: Castor-Deckel paßt nicht
■ Umweltminister Töpfer drängelt, aber Niedersachsen will noch nicht über Transport der Atommüll-Behälter entscheiden
Hannover Das niedersächsische Umweltministerium hat massive Zweifel an der Tauglichkeit der sogenannten Castor-Behälter für hochradioaktiven Atommüll. Ein Bericht des Technischen Überwachungs-Vereins (TÜV) Südwest über die Beladung des Castors mit neun abgebrannten Brennelementen im Atomkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg glichen einem „Horrorszenario“, sagte der Staatssekretär im Umweltministerium, Dietmar Schulz, am Dienstag in Hannover.
Niedersachsen könne deshalb derzeit nicht über den Abtransport des Castors zur Einlagerung im Gorlebener Zwischenlager entscheiden, so der Staatssekretär. Weitere Gutachten seien notwendig. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hatte Niedersachsen eine Frist bis zum (morgigen) Mittwoch gesetzt, um einen Bescheid über den Transport des Castor-Behälters vorzulegen.
Der Deckel des Castor-Behälters habe nicht gepaßt. Er habe deshalb nachgebessert werden müssen, kritisierte der Staatssekretär. ExpertInnen des TÜV Südwest hätten am Montag in einem von Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) gewünschten Gespräch berichtet, daß beim ersten Beladen des Behälters die Dichtung stark beschädigt wurde. Es seien unter anderem Risse entstanden, weil versucht wurde, den nicht genau passenden Deckel mit Gewalt zu schließen.
Der 19tägige Beladevorgang in Philippsburg sei der Beweis dafür, daß die für den Transport zuständige Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) den Castor offensichtlich nicht im Griff habe, so Schulz.
Nach dem Beladevorgang seien Geräte für dann nötige Messungen gleich mehrfach ausgefallen. Schulz äußerte Unverständnis dafür, daß der TÜV Südwest trotz der von ihm festgestellten Mängel keine Einwände gegen den geplanten Transport nach Gorleben erhoben habe. In dem TÜV-Bericht heißt es unter anderem: „Die aufgetretenen Probleme erfordern Verbesserungsmaßnahmen, wenn der Castor IIa oder konstruktiv ähnliche Behälter zukünftig zum Transport und zur Zwischenlagerung eingesetzt werden sollen.“
Niedersachsen will jetzt den TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt damit beauftragen, zu bewerten, ob der Castor trotz der Abläufe in Philippsburg lagerfähig sei. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig solle beurteilen, ob die benutzten Meßgeräte zuverlässig seien. Ergebnisse erwartet das niedersächsische Umweltministerium noch im August. dpa
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