■ Pleite mit der Olympiahalle: Senator Pieroth, der Upper-Cutter
Es gibt Tage, da bringt sich Finanzsenator Elmar Pieroth wie ein gedopter Boxer ins Spiel. Unberechenbar und aggressiv. Gestern war so ein Tag. Mit einem linken verdeckten Haken machte er den Olympiahallenträumern auf dem früheren Gelände des Stadions der Weltjugend ein Ende. „Die Planungen an der Chausseestraße bestehen zwar noch“, ließ er die Öffentlichkeit wissen. Aber er schließe den Bau der Olympiahalle „definitiv“ aus. Das brachliegende Areal, das seit Wochen einer Wüstenlandschaft gleicht, könne besser für den Wohnungsbau, für Handel und Freizeit genutzt werden, sagte Pieroth, der Upper-Cutter.
Der mögliche Knockout gegen den Restposten des olympischen Bewerbungsfanatismus kommt natürlich viel zu spät. Dennoch kommt er durch und erwischt insbesondere Bausenator Nagel kalt. Dieser hielt bis zuletzt an der geplanten Großsporthalle fest, obwohl das insgesamt 1,5 Milliarden Mark teure Prestigeobjekt für 15.000 Besucher trotz kommerzieller „Mantelbebauung“ aus Geschäften und Büros keine zahlungskräftigen Developer hinter dem Ofen hervorlockte. Daß der Senat wie ein kleines Kind an dem monumentalen Arena-Spielzeug festhielt, läßt sich nur verstehen, wenn man weiß, daß keine Alternativen in der Schublade lagen und die Stadt auf Teufel komm raus noch vor dem altersbedingten Rücktritt Bum-Bum Beckers das Davis-Cup-Finale im eigenen Superdome erleben wollte. Spaß muß eben sein.
Nichts außer dem 32 Millionen Mark teuren Stadionabriß ist geblieben. Im Gegenteil. Die Schleifung kostete den Bezirk die einzige 400-Meter-Bahn. 600.000 Mark mußte der Senat für Saatgut einer Begrünungsaktion ausgeben, weil der Wind den Sand aus der Brache in die Umgebung verteilte. Der K.O. von Pieroth räumt nur noch mit den Trümmern der kläglichen Olympiabewerbung auf.
Daß der Finanzsenator nun als siegreicher Terminator auftritt und blühende Wohnungslandschaften verspricht, widerspiegelt den Zynismus des Verfahrens. Denn Pieroth selbst hat lange genug an der Finanzierungschance des Größenwahns festgehalten und dem Bezirk die Sporthallengelder gesperrt. Er täte es heute noch, wenn die Haushaltskassen voll wären. Im Fight Bezirk gegen Finanzsenator kann Pieroth nun beweisen, daß er ohne Doping und ohne Eisen in den Handschuhen kämpfen kann. Rolf Lautenschläger
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